dache ich schreib das in einen neuen Thread, weil deine Frage in dem anderen irgendwie untergegangen ist und vielleicht weiß auch der eine oder andere noch mehr zu diesem Thema:
Es gibt in Schweden keine Umweltpolizei, wenn es darum geht, Häuser zu kaufen - beim Hauskauf ist es in Schweden dagegen außerordentlich wichtig, dass man das gewünschte Objekt vor dem Kauf besichtigt - das kann man selber tun - aber es wird dringend empfohlen, einen Fachmann hinzuzuziehen.S-nina hat geschrieben:
Man muss damit rechnen, dass sich das anfänglich so schöne Häuschen zur größten gesundheitlichen Katastrophe entpuppt - viele Häuser haben in Schweden Radonwerte (so ziemlich alles, was zwischen 1960 und 1979 gebaut wurde), da kann man sich noch so oft an der frischen Luft aufhalten - im Haus, im langen dunklen Winter, hat man ein Klima, als wäre man Kettenraucher. Radonwerte, auch unter 200 Bequerel sind immer noch äußerst gesundheitsschädlich - das sagt man in Schweden nur nicht!
Das Holzhäuschen besteht in der Regel auch gar nicht aus dem so natürlichen Baustoff Holz - es kommen Spanplatten, Plastik und sonstige merkwürdigen künstliche Dämmstoffe zum Einsatz. Ist das Objekt der Begierde dann auch noch älter als 10 Jahre - dann schimmelt es womöglich an allen Ecken und Enden - im schönen Torpargrund z. B. oder in der Bodenplatte aus den 70ern - mikrobiell tillväxt.
Woran kann ich erkennen dass das in meinem Haus so ist?? Wer könnte da helfen?? Gibt es in Schweden so eine Arte Umweltpolizei?
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich schon ein schlechtes Gewissen bei so einer Frage habe (die ich sicherlich nicht stellen würde, wenn das Thema hier nicht aufgekommen wäre) Aber genau dafür finde ich, ist das Forum da. Denn darüber mache ich mir in Norddeutschland keine Gedanken - Radonbelastung im Wohnhaus.
Eine Firma, die solche fachmännischen Besichtigungen in Schweden ausführen - heißt z. B. Anticimex.
Für eventuelle Fehler, z. B. auch Feuchtigkeisschäden, die bei einer solchen Besichtigung dann übersehen werden oder nicht sichtbar waren, für die haftet dann der Verkäufer noch 10 Jahre lang nach dem Verkauf - d. h. in Schweden "dolda fel" und ist auch gesetzlich geregelt - allerdings nur wenn der Käufer eine sog. "överlåtelsebesiktning" durchgeführt hat.
Die Sache mit dem Radon ist etwas tückischer - denn Radon ist von dieser Verpflichtung ausgenommen - d. h. auch wenn man einen Besichtigungsfachmann beauftragt, muss der nicht unbedingt auf Radon hinweisen. Der Verkäufer muss dich nicht unbedingt darauf aufmerksam machen - und ich habe auch noch nie erlebt, dass das irgendwo schon mal der Fall gewesen wäre.
Über Radon muss man sich im Prinzip selbst informieren.
Es gibt zwei Arten von Radon in Schweden:
1. Markradon - also Radon, das nütürlich im Boden vorhanden ist. Es gibt Gegenden in Schweden, wo es sehr hohe Werte gibt - sog. Hochrisiko-Radongebiete - in Göteborg ist das z. B. ein Gebiet um Ängberget und in Mölndal Eklanda/Balltorp. In Västra Götaland ist auch die Region um Skövde stark betroffen - in Skövde selbst z. B. das "feinere Gebiet" um Billingen.
Hierbei drängt das Radon durch Undichtigkeiten ins Haus und es können je nach Region/Gebiet recht hohe Werte entstehen - vor allem im Winter, wenn man nicht so oft lüftet.
Die Schweden sind äußerst verschwiegen, wenn es um das Thema Radon geht - wenn man z. B. bei einer Hausbesichtigung den Makler danach fragt, dann kann es schon mal passieren, dass man einfach nicht mehr als Käufer in Frage kommt - einfach weil man dann einfach zu "unbequem" ist.
Die Kommunen müssen auf Anfrage Karten herausgeben, wo es betroffene Gebiete gibt - in meiner Kommune habe ich allerdings ein paar Mal hinlaufen müssen, um dann die gewünschten Karten zu bekommen. Man muss dann ggf. schon mal hartnäckig sein.
2. Dann gibt es Radon, das in der Bausubstanz enthalten ist - d. h. wurde in Schweden in vielen Steinhäusern aus den Jahren 1929 bis 1975 verwendt, und heißt Blaubeton ( Blåbetong). Wurde sowohl für Innen- und Außenwände verwndet und kann zu Radonwerten bis zu 1000 Bq/m3 führen.
Um das festzustellen, muss man das Haus auch selbst untersuchen.
Dann gibt es noch Radon im Wasser - das ist aber nur für Freizeithäuser und Häuser mit nicht kommunalem Wasser interessant.
Hier gibt es weitere Informationen zu dem Thema:
http://www.stralsakerhetsmyndigheten.se ... donkallor/
Bei Radon wird einem in Schweden auch gesagt, dass es unter 200 Bq/m3 keine Probleme gibt - denn das ist moment der Grenzwert. Persönlich halte ich das für untertrieben bis nicht korrekt, denn ich habe schon gelesen, dass z. B. in den USA schon bei 60 Bq/m3 gewarnt wird (und sogar in Italien, wo man eigentlich davon ausgeht, dass dort nicht alles so genau genommen wird).
Das größte Gesundheitsrisiko bei Radon in der Innenluft ist Lungenkrebs - und besonders schlimm finde ich es, wenn man dann kleine Kinder diesem Risiko aussetzt.
Es gibt in Schweden - und auch in meiner Kommune - z. B. Dagis (Kindergärten), wo höhere Werte als der Grenzwert gemessen wurde, und dort dürfen weiterhin Kinder "aufbewahrt" werden. Man spricht halt nicht darüber!
Über Radon habe ich vor meinem Umzug nach Schweden auch nie was gehört und auch gar nichts gewusst. Ich wurde erst darauf aufmerksam, als Freunde von uns ein Haus mit Radonbelastung kauften - und ich war dann recht erstaunt darüber, wie im so "öffentlichkeitsorientierten und gesundheitsbewussten" Schweden gerade diese Thematik so verschwiegen wurde.
Der Grund: Würde man zu sehr damit an die Öffentlichkeit gehen, wären sehr, sehr viele Leute wirtschaftlich davon betroffen - d. h. die Werte ihrer Häuser/Bostadsrätter würden möglicherweise sinken - und das will man doch nicht - oder?
S-nina