Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

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Clown Fisk
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Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

Beitrag von Clown Fisk »

Guten Abend zusammen,

ich wollte einfach mal berichten und im selben Moment Fragen bzw. eure Erfahrungen hören.
Ich arbeite bei einem Weltweiten Automobilhersteller/Zulieferer der auch einige Standorte in SW hat.
Der Plan ist nicht auf dieses Jahr und vermutlich erst gegen Ende 2022 angesetzt.
Ich habe einen schönen Planungsposten in DE , habe erst vor 2 Monaten mit Schwedisch angefangen und bin eher noch bei den Grundkenntnissen da Momentan nicht viel Zeit neben der Arbeit bleibt.
Aber habe mit meiner Personalabteilung gesprochen und es sieht gut aus (85%) das es klappt das ich ende 2022 zu einem Schwedischen Standort wechseln kann(erstmal für 2 Jahre).
Nun ich bin 24 und noch keine Familiären Verpflichtungen weshalb ich das Angebot nutzen möchte da ich seit meinem 14 Lj. von Schweden nach diversen Urlauben fasziniert bin.

Wie ist es euch in den ersten Wochen ergangen? Habt ihr schnell Anschluss gefunden?
Kenne ja von der Arbeit aus 2 Ehemalige "Austauschstudenten" aus Schweden die jedoch am anderen Ende Schwedens wohnen. Im Standort gibt es auch einige Gebürtige Deutsche konnte ich in Erfahrung bringen.
Habt ihr Tipps wie man auch "privat" Anschluss findet?
Ein Großer Vorteil für mich ist das von der Firma aus Unterkunft "gestellt" bzw gesucht wird , bezahlt wird natürlich selber aber ich persönlich empfinde es schon als sehr angenehm was mich umso mehr bestärkt es zu tun da ich schon einiges über das Thema "Wohnungen in SW bekommen" gelesen habe.

Und eine der Brennendsten Fragen , angenommen man wandert aus nach SW und kauft sich ein Haus.
Nun ich muss Selbstkritisch sein , ich bin keine 0 im Handwerk allerdings kann ich auch nicht behaupten ein Guter Handwerker zu sein , Sachen wie Möbel aufbauen , bisschen Elektrik , kleine Regale selber bauen etc. kann ich noch aber wie sieht es mit Leuten aus die Leider nicht so das Große Geschick haben?
SW ist ein Nordisches Land aber ist es wirklich so das fast alle SW Handwerklich so Unglaublich geschickt sind das sie alleine einen "Hof" besitzen und Instandhalten können?

LG :)

EuraGerhard
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Re: Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

Beitrag von EuraGerhard »

Hallo,

und zunächst einmal viel Glück für Dein Vorhaben.

Was das "Anschluss finden" betrifft, so hat das in Schweden gewisse Ähnlichkeiten mit Deutschland, aber auch Unterschiede. Es hängt auch stark davon ab, wo genau Du bist, ob in der Großstadt oder auf dem Land, ob im Norden oder im Süden. Ich will das jetzt mal grob in drei Bereiche unterteilen:

1. Arbeitsplatz:
Kennenlernen am Arbeitsplatz hat einen hohen Stellenwert in Schweden. Wichtig ist dafür vor allem die regelmäßige Teilnahme am Allerheiligsten der schwedischen Bürokultur, der Kaffepause, der Fika. ;)
Neben der obligatorischen Fika spielen in vielen Firmen auch die mit dem pseudoenglischen Begriff "After Work", bei den buchstabenfaulen Schweden oft "AW" abgekürzt, bezeichneten, meist monatlichen Treffen "nach der Arbeit" in einem Restaurant eine wichtige Rolle.
Und dann sind da natürlich die offiziellen Betriebsfeiern, insbesondere die Weihnachtsfeier. Diese können je nach Firma eher dröge und durchorganisiert, aber auch ausschweifend und feucht-fröhlich sein. Gerade die Weihnachtsfeier ist so ziemlich der einzige Anlass im Jahr, sich am Arbeitsplatz kleidungsmäßig mal so richtig "aufzubrezeln", während der Dresscode sonst eher locker ist.
Und es ist in Schweden auch - zumindest in der freien Wirtschaft - durchaus üblich und keineswegs verpönt, wenn sich unter Arbeitskollegen Paare finden, oder Familienangehörige in die Firma eintreten. Aus meiner Firma kenne ich etliche Paare, die sich bei der Arbeit kennengelernt haben. Und zumindest eine Familie war bislang schon mit drei Generationen, Großmutter, Vater und Tochter, in der Firma vertreten.

2. Nachbarschaft:
Hier kommt es natürlich sehr darauf an, wo Du wohnen würdest, ob in einer Wohnung in einer anonymen Betonklotz-Siedlung, einem Haus in einem Villenviertel am Stadtrand, irgendwo weit draußen einsam im Wald, oder irgendwas dazwischen. Aber so oder so, häufig gibt es irgendeine Art von Mieter- oder Eigentümergemeinschaft. Und auf dem Land ist man als Hauseigentümer meist automatisch Pflichtmitglied in der lokalen Samfällighetsförening, die sich je nach Ort um Straßen, Winterdienst, Trinkwasser, Kanalisation, gemeinschaftliche Grünanlagen, etc. kümmert. Nahezu alle dieser Vereinigungen führen ab und zu irgendwelche Veranstaltungen durch. Auch werden oft Leute gesucht, die sich in irgendeiner Form aktiv einbringen können. Mitmachen!

3. Hobby und Vereine:
Den Deutschen sagt man ja nach, dass wenn mindestens drei von ihnen zusammentreffen, eine Vereinsgründung droht. ;) Das ist bei den Schweden nicht viel anders. Neben den obligatorischen Sportvereinen gibt es jede Menge anderer Themen. Ob Gärtnern, Modelleisenbahnen, alte Amischlitten, wo immer es ein Hobby gibt, gibt es auch einen Verein dazu. Such Dir aus, was Dich interessiert, gehe hin, melde Dich an, und mach mit.

Aber egal was Du machst, eines ist wichtig: Die Sprache! Aber da bist Du ja schon auf dem richtigen Weg.

Ach so, und was das handwerkliche Geschick betrifft: Gute, professionelle Handwerker zu finden, ist in Schweden genauso schwierig wie in Deutschland. Und längst nicht jeder Heimwerker ist wirklich das Genie, als das er sich ausgibt. ;)

MfG
Gerhard

Ortwin
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Re: Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

Beitrag von Ortwin »

Na klar, mach es! Ich glaube du würdest es bereuen, wenn du es nicht tust. Gerade wenn du noch so flexibel bist!

Als Kaffeeliebhaber würde ich mich wsl. sehr gut aufgehoben fühlen. Obwohl ich in Bayern wohne kann ich mit Bier überhaupt nichts anfangen! :))

Ich habe mit Babbel letztes Jahr angefangen, aber das hat gefühlt nicht so viel gebracht. Vor allem fehlt es am "aktiven sprechen". Und die Spracherkennung der App lässt stark zu wünschen übrig.

Ich würde eher darauf setzen meine Englischkenntnisse zu vertiefen!

Clown Fisk
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Re: Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

Beitrag von Clown Fisk »

Hallo ihr beiden danke für eure Antworten :)

Ja bin schon sehr stark darauf aus bzw. Das wenn es so kommt ich es machen werde.
In der Firma sind schon einige deutsche oder viele Schweden die auch deutsch gelernt haben da es eine deutsche Firma ist 🙈
Zum Thema englisch mach ich mir keine Sorgen da ich viele Meetings auf englisch habe und ich fließend englisch spreche , nur das schwedisch muss noch 😁

Habt ihr Tipps mit was ihr schwedisch gelernt habt? Oder wie es besser lief?

Wohnunterkunft ist natürlich noch Zeit aber denke es geht in Richtung Haus.
Wie sieht es aus gibt es in Schweden nur oder zum Großteil die Holzhäuser die man so kennt wenn man Schweden hört oder auch vergleichbare Häuser wie in DE? Zwecks dämmung etc. Für winter?

Der Ort wäre ein kleines Stück nördlich von Stockholm und eher „ländlich“ bzw. Kleinstadt gelegen also Auto wird empfohlen? Benötigt man motorwärmer und schneeketten oder wie sieht es so tatsächlich aus?

Ich denke das Thema Leute kennenlernen ist vllt gerade in Zeiten von Social Media vllt auch etwas „leichter“.
Und vllt ist es richtig in einen Verein einzutreten zum kennenlernen .

Also ist nicht jeder Schwede gleich ein Mega Handwerker? Sondern vermutlich ein Vorurteil?🤔

LG

EuraGerhard
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Re: Durch Arbeit nach SW "schnuppern" / Eure Erfahrungen

Beitrag von EuraGerhard »

Hallo!
Clown Fisk hat geschrieben:
25. Juni 2021 20:26
Habt ihr Tipps mit was ihr schwedisch gelernt habt? Oder wie es besser lief?
Ich habe, noch als wir den Umzug erst planten, mit Rosetta Stone angefangen. Das hat einen gewissen Grundwortschatz gebracht, sonst eher wenig.
Als dann der Termin feststand, bei mir war das ja gewissermaßen eine Versetzung innerhalb der Firma, hat mir die Firma einige Schwedischkurse an der Folkhögskola finanziert. Die haben ziemlich viel gebracht, sowohl was Wortschatz als auch Grammatik betraf. Kurssprache war Englisch, die meisten Teilnehmer waren Studenten oder Uni-Dozenten. Da habe ich A1, A2, und B1 gemacht. Danach kam zweimal hintereinander der B2-Kurs wegen mangelnder Teilnehmerzahl nicht zustande.
Inzwischen war ich aber umgezogen und hatte meine Personnummer, also bin ich schließlich auf SFI umgestiegen. (Das ist "Svenskundervisning för invandrare", das kostenlose staatliche Kursprogramm für Einwanderer.) Und hier habe ich tatsächlich am meisten gelernt. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass die meisten Kursteilnehmer außer mir eben gerade kein Englisch konnten, die einzige gemeinsame Sprache also Schwedisch war.
Clown Fisk hat geschrieben:
25. Juni 2021 20:26
Wie sieht es aus gibt es in Schweden nur oder zum Großteil die Holzhäuser die man so kennt wenn man Schweden hört oder auch vergleichbare Häuser wie in DE? Zwecks dämmung etc. Für winter?
Schwedische Häuser sind in der Regel deutlich besser wärmegedämmt als deutsche vergleichbaren Alters. Holz ist als Baustoff nach wie vor sehr beliebt. Auch wir haben ein Holzhaus gebaut, wenn auch mit der zum Bauzeitpunkt besten verfügbaren Wärmedämmung und modernster Heiz- und Lüftungstechnik. Wir verbrauchen für Heizung und Warmwasser pro Jahr weniger als ein Viertel der Energie, die wir in unserem niederländischen Haus verbraucht haben. Und das, obwohl wir nicht mit einem Holzofen zuheizen, wir haben gar keinen.
Clown Fisk hat geschrieben:
25. Juni 2021 20:26
Der Ort wäre ein kleines Stück nördlich von Stockholm und eher „ländlich“ bzw. Kleinstadt gelegen also Auto wird empfohlen?
Kommt drauf an: Falls es z.B. Knivsta sein sollte, der Arbeitsplatz in Stockholm und die Wohnung nicht zu weit vom Bahnhof entfernt, wäre ein Auto nicht unbedingt nötig.
Clown Fisk hat geschrieben:
25. Juni 2021 20:26
Benötigt man motorwärmer und schneeketten oder wie sieht es so tatsächlich aus?
Auf jeden Fall benötigt man gute Winterreifen. Wir haben zwar auch Schneeketten sowohl fürs Wohnmobil als auch für den PKW, letztere sind allerdings noch nie benutzt worden. (Erstere schon mehrfach.) Motorwärmer ist in diesen Breiten noch nicht unbedingt nötig, aber sinnvoll. Am besten kombiniert mit einem "Kupévarmare", also einem elektrischen Kabinenheizer. Beides lässt sich bei den allermeisten Fahrzeugmodellen aber nachrüsten.

MfG
Gerhard

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