Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

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Frankenbauer
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Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Frankenbauer »

Servus !

Weis jemand von euch warum die freigegebenen Stückzahlen zur Elchjagd dieses Jahr bis zu 75 % reduziert wurden ?

Ich habe in Bergslagen Kontakt mit Elchjägern aus 4 " Hegeringe" und diese haben Alle geschimpft, dass bei den gleichen Jagdgebühren für die Elchjagd von 14000 Kr die Stückzahlen diese Saison um 3/4 gekürzt wurden.

Auf meiner Nachfrage warum bekam ich die verschiedenste, stellenweise bis in die Verschwörung gehende Antworten.
#-o
Aber keine macht für mich als Jäger so richtig Sinn. :-?

Bei meinem Schwager war die Jagd nach 5 Tagen vorbei !
Hätte schon nach dem ersten Tag erledigt sein können.
Sie hatten nur 3 Stücke.
Aber es durften aber nur 2 Kälber und ein Bulle sein.

So mussten sie die meisten Anblicke ziehen lassen.

Weis von Euch jemand genaueres ?

Grüße aus den Hatehills Dirk

Engelefeu
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Engelefeu »

Ja, lieber Dirk. Es waren zu viele Elche , vor allem männliche abeschossen worden. Eine tödliche Viruserkrankung dezimierte den Bestand weiter.
Ein weiteres Problem war, dass es nur noch wenige Elche zum Decken gab und , wenn diese infiziert waren die tödliche Erkrankung an viel mehr Kühe weiter gaben und so der Bestand weiter dezimiert wurde.
Zum Einen gabe es Berichte in den schwedischen Jagdmedien, aber auch in deutschen wissenschftlichen Zeitschriften, die das Virus erforschten.Die Lage ist recht dramatisch. Es gibt kein Gegenmittel.
Die Reduktion der Quote entspricht der Abnahme des Bestandes insgesamt.Es soll einer Überjagung vorgebeugt werden.
Übrigens ist auch Rot - und Damwild betroffen. Obwoghl es in Schweden glaube ich kaum Damwild gibt.
Ahnung von Jagd habe ich nicht, aber Virus Geschichten sind für mich spannend ;)
Habe einen schönen Tag herzlich Gaby

Frankenbauer
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Frankenbauer »

Servus Gaby ! :danke:

Ich sehe hier wieder, das Du dich mehr mit dem Land Schweden und dessen Probleme beschäftigst als die Schweden selbst.
Das mit dem Virus hat mir keiner erzählt.

Und was Damwild anbelangt-- ich habe noch nirgends so viele und starke Rudel von Damwild in freier Natur gesehen als in der Region Bergslagen.
Das sind anders als in Deutschland fest stehende Populationen.

Liebe Grüße Dirk :elch:

Engelefeu
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Engelefeu »

Hej Dirk, ja ich bin wirklich sehr neugierig und interessiert an Allem , was so um mich herum passiert. Wie geschrieben Viren interessiern mich sehr. Ich denke , es war dann eine deutsche Uni, die mehr darüber heraus gefunden hatte, deshalb gab es auch Veröffenlichungen in D. Ich weiss nur nicht mehr welche Uni und welche Wissenschaftler.
Habe einen schönen Tag und schlafe erstmal gut herzlich Gaby

rappa
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von rappa »

Moin, auch in Schweden wurde die Virenproblematik in den Fachzeitschriften publiziert. Vor einiger Zeit u.a. auch in der Jägare-tidningen. Aber nicht jedem Jäger ist es möglich diese Thematik auch intellektuell zu verarbeiten. Da wurden lobbymäßig viel zu hohe Abschusszahlen in den letzten Jahren durchgesetzt, ähnliches widerholt sich gerade mit dem Hering für den sürströmming in der Ostsee. Und wenn die Viren von einer deutschen UNI "entdeckt" wurden, dann werden die Schweden das erstmal nicht zur Kenntnis nehmen, und wird verständlich warum es so weit kommen musste, dass die Tiere auf der roten Liste landeten.

Engelefeu
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Engelefeu »

Moin Jasmund, in der Jägare-tidningen hatte ich es zuerst gelesen.
Ich weiss nicht warum, aber ich bekomme deren Neuheiten immer zugeschickt. Dabei habe ich mit Jagd wirklich nichts am Hut, ausser per Kamera. Mir fehlt offensichtlich das Killing Gen. Aufbrechen, ausnehmen, zerlegen ist für mich kein Problem, nur Töten bekomme ich nicht hin, auch nicht beim Angeln.
Wir haben Förster und Jäger in der Familie und im Jungjägerverein war ich auch mal. Das ist nicht wirklich etwas für mich gewesen. Hege und Pflege ja und da ist schon viel zu tun.
Nur , wenn Fliegen und Mücken mich ärgern, dann....oder bei Nacktschnecken auf meinen Pflanzen oder bei Kohlweisslingsraupen, die meinen Grünkohl vernaschen, dann kann ich auch töten.
Hering stirbt schon seit einiger Zeit aus, wie auch Dorsch und, und, und.
Es ist so wichtig voneinander und miteinander zu lernen und die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen und diese umzusetzen. Wir haben nur eine Erde.
Habe einen schönen Tag herzlich Gaby :-h

Frankenbauer
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Frankenbauer »

Servus ! :schwedentor2:

Ich habe mir letzte Nacht mal die Zeit genommen das Thema im Netz ausgiebig zu erforschen.

Was ich da so herausgelesen habe, ist wie immer nicht nur ein Faktor ausschlaggebend.

Aber im großen und ganzen ist der Mensch doch wieder das Problem.

So wurde festgestellt, dass durch die milden Winter in den letzten Jahren in Südschweden die Kälber immer leichter wurden weil sich ihre Entwicklung durch den früheren Wachstumsbeginn des Grases verzögert.
Gemeint ist , wenn die Kälber anfangen Grünäsung zu sich zu nehmen, ist diese älter und das Eiweiß wurde schon in Zellstoff umgewandelt.
Was für Pferde ideal ist ( viel Raufutter wenig Eiweiß) ist für Elchkälber unvorteilhaft.
Durch die Mangelernährung in ihrer Kindheit bleiben diese dann kleiner und leichter und sie werden dadurch später geschlechtsreif.
Weiterhin kommt es zu vermehrtem Auftreten der Winterzecke und anderen Ektoparasiten. Diese Blutsauger schwächen die Elche zusätzlich.

Auch wird ein immer stärkerer Befall von Leberekel, Würmer und anderen Endoparasiten festgestellt.
Die längere Weidetierhaltung durch das reichhaltigere Grünfutterangebot erhöht den Parasitendruck auf den Wiesen und Grünflächen.
Wenn dann noch die medizinische Parasitenbekämpfen auf den Weideflächen anstelle im Stall durchgeführt wird ist der Ärger vorprogrammiert.
Gerade auf der feuchten, sauren Sumpfwiesen in Schweden überleben Eier und Finnen sehr lange und können so von Wildtieren übers Fressen aufgenommen werden.
Diese Probleme hatte ich mit meinen Ziegen in den verregneten Jahren ende der 90ger Jahren.

Durch die regenreichen und zu warmen Winter verbrauchen die Elche zusätzlich mehr Kalorien.
Ihr Winterfell schütz hervorragend gegen Kälten aber nicht vor Wasser.

Wenn dann noch eine Verknappung des Genpools durch falsche Bejagung stattfindet ist das Kind sehr schnell in den Brunnen gefallen.

Und Gaby, was Du so schön als Killing Gen beschreibst, würde ich als Hausschlachter und Jagdscheininhaber als " krank " bezeichnen.

Wenn ich auch als kleiner Junge der Sau beim Ansetzten des Bolzenschussgerätes den Ringelschwanz halten "durfte" oder die frisch abgezogene Felle der Stallhasen als noch warme Handpuppen übergestreift habe, so war und ist der Akt des Tötens für mich das Unangenehmste bei der Selbstversorgung.

So konnte mein Vater, der mir wie ihm zuvor sein Vater Alles übers Schlachten beigebracht hat, in seinen letzten Jahren beim Töten nicht mehr dabei sein.
Beim " Verwursten" anschließend wieder ---- aber nicht beim Töten.

Ich glaube, dass ich das schon einmal geschrieben habe.

Mir wurde immer gesagt ---- wenn Du anfängst Spaß am Töten zu bekommen ---- suche dir schnellstens Hilfe !

So kenne ich auch nicht das so genannte Schussfieber nicht.
Viele Jäger beschreiben damit eine "Er"- Regung vor dem Abdrücken mit steigendem Puls und feuchten Händen.

Ich brauche immer eine gewisse Zeit für mich alleine wenn ich nach der Jagd oder Schlachten in aller Ruhe und sorgfältig das Blut(Schweiß) von den Händen waschen muss.

Bin aber auch der letzte aus unserer Familie der das so noch gelernt bekommen hat.
Meine doch wesentlich - bis zu 20 Jahre- jüngeren Vettern und Basen kennen das so nicht mehr .

Wozu auch !?

Hänchen gibt es in Form von Wings und Nuggets.
Schwein als Bratwurst und Rind im Burger.
Fische werden schon Paniert als Stäbchen gefangen.

Ich finde es nur noch zum Lachen wenn ich jetzt sehe, wie diese Menschen, die selbst nie gelernt haben etwas RICHTIGES zum Essen zu kochen jetzt ihre eigenen Kinder versorgen.

Alles was über ein Pfannengericht mit Reis oder Nudeln mit Päckchensoße hinaus geht ist da schon eine schier unlösbare Aufgabe.
HALT !!!! Ich habe noch die Outdoor Küche und den Thermomix vergessen ! :ymsick:
Die Retter der Deutschen Kochkultur ! ~x(

So !! Genug gestänkert.

Ich sende Allen die besten Grüße aus den Hate Hills Dirk

Engelefeu
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Re: Elchabschuss in Schweden wurde stark reduziert!

Beitrag von Engelefeu »

Guten Morgen lieber Dirk und liebe Alle, danke für Deinen ausfühlichen Artikel. Ja es ist alles multifaktoriell und eines greift ins Andere.
Das nicht mehr Töten können kenne ich von von einigen Familienemitgliedern, die noch Höfe hatten.
Mein Vater konnte es nie und fiel in Ohnmacht.
Seltsam ist, dass ich als Kind, wenn ein Huhn geschlachtet wurde , ich mit , heute würde ich sagen , wissenschaftlichem Interesse zugeschaut habe, vor Allem, wenn es nicht ausreichend festgehalten wurde und ohne Kopf durch den Stall flog.
Was du zur Kochkultur schreibst, stimmt leider.
Ich habe viel mit den Einkochen experimentiert und gestern gab es eingekochtes Huhn zu Frikassee verarbeitet mit Reis und Mais.
Heute gehen wir wieder in den Tivenden zum Lanthandel Sannerud. Die haben ein Bistro das hat Sterne Niveau. Ich glaube , ich habe Dir davon erzählt.Wagyu Rind, auf der Weide geschossen, ganz frischer Fisch aus dem Unden etc.
Dazu traumhafte Weine. Ich freue mich schon darauf.
So, habt ein schönes Wochenende herzlich Gaby

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