Haus bauen in Schweden
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Haus bauen in Schweden
Hallo zusammen,
wir haben gerade ein Grundstück in Mittelschweden gekauft und möchten ein Haus bauen. Es kommen viele Fragen jetzt auf... eine Baugenehmigung brauchen wir, ist klar. Braucht man zwingend einen Architekten? Wo/wie finde ich einen Dolmetscher? Wir wollen ein Holzhaus bauen und die nächsten Jahre es für unseren Urlaub nutzen und später fest nach Schweden ziehen.
Hat vielleicht jemand aktuell Erfahrungen wenn es um einen Hausbau geht? Tipps / Tricks?
Ein schönes Wochenende und VG Katjes
wir haben gerade ein Grundstück in Mittelschweden gekauft und möchten ein Haus bauen. Es kommen viele Fragen jetzt auf... eine Baugenehmigung brauchen wir, ist klar. Braucht man zwingend einen Architekten? Wo/wie finde ich einen Dolmetscher? Wir wollen ein Holzhaus bauen und die nächsten Jahre es für unseren Urlaub nutzen und später fest nach Schweden ziehen.
Hat vielleicht jemand aktuell Erfahrungen wenn es um einen Hausbau geht? Tipps / Tricks?
Ein schönes Wochenende und VG Katjes
Mfg
Katjes
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Re: Haus bauen in Schweden
Hallo Katjes,
schaut als Erstes (bei der Kommune) mal nach, ob euer Grundstück in einem Bereich liegt, für den ein "Detajlplan" gilt. Falls nicht, dann gelten lediglich die allgemeinen Bauregeln der zentralen Baubehörde Boverket. Falls es einen Detajlplan gibt, dann gelten zusätzlich dazu die Einschränkungen aus diesem. Je nach Umgebung kann es sein, dass hier lediglich die überbaute Fläche und die Firsthöhe festgelegt wird. In dichter bebauten Gegenden kann das aber viel detaillierter sein, bis hin zur Festlegung der Fassadenart und -farbe! (Abweichungen vom Detajlplan sind möglich, müssen aber gesondert genehmigt werden, inklusive Befragung der Nachbarn etc.)
Für ein Einfamilienhaus ist ein Architekt nicht zwingend vorgeschrieben. Aber wenn ihr die Baugenehmigung beantragt, müsst ihr die vollständigen Pläne und Zeichnungen einreichen, und diese müssen nicht nur die Vorgaben von Boverket und evtl. dem Detajlplan erfüllen, sondern auch "zeichnerisch" und formell den geltenden Standards entsprechen. Deshalb würde ich euch dringend empfehlen, eine schwedische Hausbaufirma damit zu beauftragen.
Was ihr aber auf jeden Fall braucht, ist ein sog. "Kontrollansvarig". Das ist eine Art vereidigter Sachverständiger, der während der Bauphase überwacht, dass die o.g. Vorgaben sowie die allgemeinen Bauvorschriften auch eingehalten werden. Zertifizierte "Kontrollansvarigs" in eurer Nähe könnt ihr hier finden.
MfG
Gerhard
schaut als Erstes (bei der Kommune) mal nach, ob euer Grundstück in einem Bereich liegt, für den ein "Detajlplan" gilt. Falls nicht, dann gelten lediglich die allgemeinen Bauregeln der zentralen Baubehörde Boverket. Falls es einen Detajlplan gibt, dann gelten zusätzlich dazu die Einschränkungen aus diesem. Je nach Umgebung kann es sein, dass hier lediglich die überbaute Fläche und die Firsthöhe festgelegt wird. In dichter bebauten Gegenden kann das aber viel detaillierter sein, bis hin zur Festlegung der Fassadenart und -farbe! (Abweichungen vom Detajlplan sind möglich, müssen aber gesondert genehmigt werden, inklusive Befragung der Nachbarn etc.)
Für ein Einfamilienhaus ist ein Architekt nicht zwingend vorgeschrieben. Aber wenn ihr die Baugenehmigung beantragt, müsst ihr die vollständigen Pläne und Zeichnungen einreichen, und diese müssen nicht nur die Vorgaben von Boverket und evtl. dem Detajlplan erfüllen, sondern auch "zeichnerisch" und formell den geltenden Standards entsprechen. Deshalb würde ich euch dringend empfehlen, eine schwedische Hausbaufirma damit zu beauftragen.
Was ihr aber auf jeden Fall braucht, ist ein sog. "Kontrollansvarig". Das ist eine Art vereidigter Sachverständiger, der während der Bauphase überwacht, dass die o.g. Vorgaben sowie die allgemeinen Bauvorschriften auch eingehalten werden. Zertifizierte "Kontrollansvarigs" in eurer Nähe könnt ihr hier finden.
MfG
Gerhard
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Re: Haus bauen in Schweden
Hallo,
zunächst einmal die Frage: Wollt ihr selbst bauen oder bauen lassen (eventuell mit Eigenleistung)? Da gibt es unzählige Varianten und auch viele Tücken und Fallen. Es gibt auch Fertighäuser (googelt mal "färdighus") in allen möglichen Ausführungen, vom Bretterhaufen, den man selber zusammenbauen muss bis hin zu schlüsselfertig. Vom einfachen Ferienhaus bis zu ganz edlen Ausführungen. Oder man kommt mit einer Zeichnung (die den Standards entspricht, wie Gerhard schon sagte) und sucht sich eine Firma, die das ganze dann hinstellt. Oder man beauftragt selbst die einzelnen Unternehmer, vom Zimmermann bis zum Elektriker. Von letzterem würde ich aber in eurem Fall abraten, da muss man schon Schwedisch können und das nötige Wissen haben....
Wenn es wirklich etwas einfaches ist (1-Etage) dann kann man schon viel selber machen. Wir haben gerade einen Pferdestall hingestellt mit über 110 m2....ausser Betonplatte und Dach alles selbst gemacht. Der Handwerker, der uns den Grund und das Dach gemacht hat, war allerdings ein Landsmann
.
LG Paul
P.S: Im Augenblick ist es gerade eine schlechte Zeit zum Bauen. Die Holz-Materialpreise sind im Vergleich zu vor 1,5 Jahren um etwa 100 - 150 % gestiegen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und dann ist es gerade schwierig Handwerker zu bekommen im Bausektor....
zunächst einmal die Frage: Wollt ihr selbst bauen oder bauen lassen (eventuell mit Eigenleistung)? Da gibt es unzählige Varianten und auch viele Tücken und Fallen. Es gibt auch Fertighäuser (googelt mal "färdighus") in allen möglichen Ausführungen, vom Bretterhaufen, den man selber zusammenbauen muss bis hin zu schlüsselfertig. Vom einfachen Ferienhaus bis zu ganz edlen Ausführungen. Oder man kommt mit einer Zeichnung (die den Standards entspricht, wie Gerhard schon sagte) und sucht sich eine Firma, die das ganze dann hinstellt. Oder man beauftragt selbst die einzelnen Unternehmer, vom Zimmermann bis zum Elektriker. Von letzterem würde ich aber in eurem Fall abraten, da muss man schon Schwedisch können und das nötige Wissen haben....
Wenn es wirklich etwas einfaches ist (1-Etage) dann kann man schon viel selber machen. Wir haben gerade einen Pferdestall hingestellt mit über 110 m2....ausser Betonplatte und Dach alles selbst gemacht. Der Handwerker, der uns den Grund und das Dach gemacht hat, war allerdings ein Landsmann

LG Paul
P.S: Im Augenblick ist es gerade eine schlechte Zeit zum Bauen. Die Holz-Materialpreise sind im Vergleich zu vor 1,5 Jahren um etwa 100 - 150 % gestiegen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und dann ist es gerade schwierig Handwerker zu bekommen im Bausektor....
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- Neuling
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Re: Haus bauen in Schweden
Hallo. Vielen lieben Dank für eure Antworten, damit kommen wir schon ein Stück weiter! 
Es ist ein neues Plangebiet mit einigen freien Parzellen, den B-Plan habe ich und wir dürften 1,5 geschossig bauen. Mein Mann traut sich auch zu, das Haus soweit selbst zu bauen. Wie du schon geschrieben hast Bodenplatte und Dach dann von Firmen. Mit dem Sachverständigen war ein guter Tipp, werde mich nach einem umschauen. Wir wollen nicht heute oder morgen bauen, aber der ganze Kaufprozess / Bearbeitung hat schon ziemlich lange gedauert, da möchte ich mich zeitnah informieren und stehe dann nicht da und weiß nicht weiter. Der nächste Schritt ist im Moment ein schwedisches Bankkonto zu bekommen, damit wir alles später schnell bezahlen können. Das gestaltet sich auch schon als sehr schwierig , aber nichts ist unmöglich. Man muss sich nur an die sehr entspannte Bearbeitungszeiten gewöhnen.
Der Bauantrag muss sicherlich genau so akribisch sein wie in D., schön bürokratisch sind wir ja gewohnt
Ja die Holzpreise steigen leider überall extrem. Und ja wir wollen ein kleines Holzhaus bauen, vielleicht mit einer Lieferung aus dem Ausland!? Zumindest werden wir mal Preise vergleichen...
Viele Grüße

Es ist ein neues Plangebiet mit einigen freien Parzellen, den B-Plan habe ich und wir dürften 1,5 geschossig bauen. Mein Mann traut sich auch zu, das Haus soweit selbst zu bauen. Wie du schon geschrieben hast Bodenplatte und Dach dann von Firmen. Mit dem Sachverständigen war ein guter Tipp, werde mich nach einem umschauen. Wir wollen nicht heute oder morgen bauen, aber der ganze Kaufprozess / Bearbeitung hat schon ziemlich lange gedauert, da möchte ich mich zeitnah informieren und stehe dann nicht da und weiß nicht weiter. Der nächste Schritt ist im Moment ein schwedisches Bankkonto zu bekommen, damit wir alles später schnell bezahlen können. Das gestaltet sich auch schon als sehr schwierig , aber nichts ist unmöglich. Man muss sich nur an die sehr entspannte Bearbeitungszeiten gewöhnen.
Der Bauantrag muss sicherlich genau so akribisch sein wie in D., schön bürokratisch sind wir ja gewohnt

Ja die Holzpreise steigen leider überall extrem. Und ja wir wollen ein kleines Holzhaus bauen, vielleicht mit einer Lieferung aus dem Ausland!? Zumindest werden wir mal Preise vergleichen...
Viele Grüße
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Re: Haus bauen in Schweden
Man kann schon etliches selbst machen. Aber zumindest die Elektrik muss von einem zertifizierten Elektriker gemacht werden. Und wenn die Wasser- und Abwasserinstallation nicht von einem zertifizierten "Rörmokare" (Klempner) gemacht wird, dann macht hinterher die Gebäudeversicherung Scherereien.
Selber machen bedeutet aber auch, längerfristig anwesend zu sein. Ihr bräuchtet also irgendeine provisorische Unterkunft in erreichbarer Nähe. Aber kommt unter keinen Umständen auf die Idee, im halbfertigen Haus zu übernachten! Bevor nicht der "Slutbesked" vom Bauamt da ist, und der kommt erst ganz zum Schluss wenn alles fertig ist, setzt es dafür skandinavisch-deftige Bußgelder.
MfG
Gerhard
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Re: Haus bauen in Schweden
Hallo Gerhard,
vielen Dank. Das sind durchaus sehr wertvolle Tipps
!! Du hast einscheinend auch gebaut und lebst schon einige Zeit in Schweden?
Da es mit der Verständigung bestimmt problematisch wird, was hältst du von einem Dolmetscher? Gibt es doch sicher in jeder größeren Stadt? Vlg
vielen Dank. Das sind durchaus sehr wertvolle Tipps

Da es mit der Verständigung bestimmt problematisch wird, was hältst du von einem Dolmetscher? Gibt es doch sicher in jeder größeren Stadt? Vlg
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- Schweden Guru
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Re: Haus bauen in Schweden
Ja, wir haben auch gebaut. Ich habe damals sogar ein Blog geschrieben, kannst Du Dir ja mal anschauen:
Gerhards Schwedenhausblog
Ein professioneller Dolmetscher kostet halt Geld, und zwar nicht wenig. Wir hatten nur einmal einen Dolmetscher dabei, nämlich bei einer technischen Besprechung beim Bauamt im Zuge des Genehmigungsverfahrens. Ansonsten war es so, dass zum einen die meisten am Bau beteiligten Leute entweder genug Englisch sprachen, oder aber im Notfall mal schwedische Bekannte und Kollegen ausgeholfen haben.
MfG
Gerhard