Leben in S & arbeiten in D

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litenekorre
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Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von litenekorre »

Hej,

als Neuling versuch ich gleich mal meine Frage hier loszuwerden...

Aufgrund meines Jobs hab ich die Möglichkeit 90- 95 % meiner Arbeitszeit im Homoffice zu erledigen und hab auch schon von Schweden aus gearbeitet (was teilweise besser und schneller ging, aufgrund der besseren Infrastruktur :roll: ). Mein Chef meinte soagr, ich könne das ohne Probleme permanent so machen. Das lässt man sich ja nicht zwei mal sagen. Nun meine Fragen:
:-\ Habt Ihr Erfahrungen damit, wie es ist, in Deutschland Arbeitnehmer zu sein, aber in Schweden zu leben?
:-\ Was muss ich in Schweden anmelden oder vorallem beachten, danit ich keine Fehler mache?
:-\ Wie oft geht Ihr dann trotzdem nach D?
:-\ Wie wird das steuerlich in D betrachtet?
:-\ Habt Ihr sonst noch Tipps?

Tack snälla
Astrid

Gummiball
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von Gummiball »

Hallo,

ich habe tatsächlich ähnliche Fragen und noch keine Antworten, die ich auch verstehe. :-\

Ich glaube verstanden zu haben, dass es vor allem steuerlich interessant bis schwierig ist. Wenn Du in DE angestellt bist, wirst Du da versteuert und bist bspw. auch dort Kindergeld-berechtigt. IN SE gibt es ggf. noch eine Differenzbesteuerung - wenn ich Gaby im anderen Thread richtig verstanden habe, reicht sie ihre Unterlagen dann nochmal ein, muss aber nichts nachzahlen.

Im Zusammenhang verstehe ich nicht, inwiefern die 183 Tage-Regel greift: "Weltweit ist die Steuerpflicht – außer im Fall der USA und Eritreas – immer an den Wohnsitz geknüpft." - vgl. https://www.planetbackpack.de/steuern-digitale-nomaden
Denn das heißt ja, dass du, wenn du deinen Lebensmittelpunkt nach SE verlagerst, dort (nochmal?) versteuert wirst. Insofern würde die Doppel-/Differenzbesteuerung Sinn ergeben. Das führt dann zum Doppelbesteuerungsabkommen (vgl. https://www.steuerschroeder.de/doppelbe ... ommen.html), das in Art. 15 - Unselbst. Arbeit regelt, was wo zu besteuern ist.

Für Deinen Arbeitgeber dürfte das Zusatzaufwand bedeuten. Aufgrund der Freizügigkeit innerhalb der EU kann er dir nicht sagen, wo Du zu wohnen hast - wohl aber, wo du arbeiten sollst/musst. Wenn HO für ihn ok ist, gut. Ob hier eine Betriebsstättenthematik auf ihn zukommt, wage ich nicht zu bewerten. Art. 5 des DBA definiert eine solche ja als "feste Einrichtung". Ob bei einem Angestellten im Home Office ohne Prokura etc., der für einen deutschen AG für deutsche Kunden arbeitet, davon auszugehen ist, würde ich eher verneinen, aber das ist nur meine Meinung. Ich denke, dass solche Sachverhalte bisher in der Rechtsprechung einfach nicht berücksichtigt wurden.

Welche anderen Themen noch dranhängen (Sozialversicherung etc.), überreisse ich auch noch nicht wirklich. Evtl. würde ja schon der Kontakt zu einem schwedisch-deutschen Anwalt oder Steuerberater helfen, der das mal durchdekliniert.

Was meint ihr so dazu? Hab ich was grob falsch verstanden oder vergessen als Annäherung ans Thema?

Hår en bra dag!

Daniel

rappa
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von rappa »

unter skatteverket.se läßt sich alles nachlesen. dort steht alles bis ins kleinste geregelte. leider nur auf schwedisch wenns ins detail geht.

Gast

Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von Gast »

Hallo Daniel und rappa,
:danke:
das waren ja schon so viele Infos, die ich erst mal in Ruhe verarbeiten muss. Scheinbar hast Du dich damit auch schon aktiv auseinandergesetzt.
Das Nachlesen bei Skatteverket ist auch nicht das Problem, liebe/r rappa... mir kam es auf eigene Erfahrungen an und wie ihr das gereglet bzw. organisiert habt. Es ist ja immer was anderes, die Gesetzmäßigkeiten zu lesen ..man mus sie auch interpretieren und anwenden.

Vielleicht gibt es ja noch weitere Stimmen dazu!
Tack snälla!
Astrid

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aeki
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von aeki »

Hallo,
:-\ Habt Ihr Erfahrungen damit, wie es ist, in Deutschland Arbeitnehmer zu sein, aber in Schweden zu leben?
Nein, aber ich plane meine selbstständige Erwerbstätigkeit in D zu großen Teilen aus S zu betreiben. Wie es mit Angestellten ist, weiß ich nicht, aber ich denke wenn es der Arbeitgeber erlaubt, sollte es kein Problem sein.
Zumind. für die selbstständige Tätigkeit ist es zu empfehlen in D noch einen Wohnsitz zu haben, da man ja in D die Tätigkeit registrieren muss.
:-\ Was muss ich in Schweden anmelden oder vorallem beachten, danit ich keine Fehler mache?
Wenn du ausschließlich in Schweden lebst, müsstest du die Tätigkeit dort wohl auch beim Finanzamt angemeldet sein. Du zahlst meiner Meinung nach dann in S Steuern darauf.
:-\ Wie oft geht Ihr dann trotzdem nach D?
Wenn es der Kunde wünscht bzw. wenn es die Projektlage erfordert.
:-\ Wie wird das steuerlich in D betrachtet?
Wenn du in ausschließlich in S lebst und den Wohnsitz in D abgemeldet hast, wirst du meiner Meinung nach nur in S besteuert.
:-\ Habt Ihr sonst noch Tipps?
Am besten mal bei den Finanzämtern nachfragen.

Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.

Engelefeu
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von Engelefeu »

Hej, wenn Du in Schweden lebst und HO machts für einen Arbeitgeber, wird der vom Skatteverket aufgefordert in S einen Arbeitsplatz anzumelden. Das wird teuer. Wenn Du einen Arbeitsvertrag hast, der sagt, dass Du überwiegend in D arbeitest und nur ab und an in S, dann geht das ok. Muss aber nachgewisen werden.
Wenn Du in S lebst und ausschliesslich in D arbeitest-da musst Du dann auch hin und her fahren- dann kannst Du ausschliessliche Besteuerung in D beantragen, musst aber auch alles in S zusätzlich einreichen zur Prüfung.
Alles Andere muss in S versteuert werden.
Ob dann das deutsche Finanzamt infomiert werden muss, weiss ich nicht.
Da musst Du Dich fit machen hinsichtlich der Doppelbesteuerungsabkommen.
Ohne Gewähr. Liebe Grüsse GKS

jörgT
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von jörgT »

Ich glaube, der Vorschlag von Daniel macht Sinn - hier gibt es wohl keinen User, der im deutschen Steuerrecht "drinsteckt" und auch die besonderen Bedingungen des schwedischen kann ...
Steuerberater oder -anwalt sind wohl die richtigen Ansprechpartner!
Du kannst ja mal berichten, was Du dabei zu hören bekommst - ist vielleicht allgemein von Interesse ...
Jörg

EuraGerhard
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von EuraGerhard »

Hallo!
Engelefeu hat geschrieben:
21. April 2021 14:31
Hej, wenn Du in Schweden lebst und HO machts für einen Arbeitgeber, wird der vom Skatteverket aufgefordert in S einen Arbeitsplatz anzumelden.
Es gibt seit einigen Jahren die Möglichkeit, dass ein ausländischer Arbeitgeber einen Arbeitnehmer in Schweden beschäftigt, ohne eine eigene Betriebsstelle (Arbeitsplatz) mit allem Drum und Dran einrichten zu müssen. Dazu müssen Arbeitgeber und -nehmer einen sog. Sozialabgabenvertrag (Socialavgiftsavtal) unterschreiben, mit dem letztlich der Arbeitgeber seine Pflichten gegenüber dem schwedischen Staat auf den Arbeitnehmer überwälzt. Der Arbeitnehmer muss sich dann innerhalb von zwei Wochen ab Vertragsabschluss beim Skatteverket anmelden und ab dann die Abgaben, die eigentlich der Arbeitgeber entrichten müsste, abzüglich der Lohnsteuer, selbst zahlen.

Ganz ungeschoren kommt der ausländische Arbeitgeber dabei aber nicht davon, denn auch er muss sich beim Skatteverket registrieren und jährlich eine Auflistung aller Zahlungen an den Arbeitgeber übermitteln.

Näheres zu diesem Verfahren siehe hier: Klick!

MfG
Gerhard

Engelefeu
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von Engelefeu »

...dann ist man als AN aber gelackmeiert. Liebe Grüsse Gaby

Stephan
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Re: Leben in S & arbeiten in D

Beitrag von Stephan »

Hallo Astrid,

diese Frage habe ich meinen Steuerberater gestellt in Bezug auf Auswandern nach Ungarn. Da Schweden in der EU ist, kann die Aussage auch auf dieses Land übertragen werden.
Die Steuerpflicht bleibt in D und D kann den Aufenthalt in Schweden als Erholung ansehen. Dann können rückwirkend bis auf 5 Jahre die Steuern eingezogen werden. Es sei du kannst -gerichtsfest- nachweisen, das dein Lebensmittelpunkt in Schweden ist. Zieht dann auch das schwedische Finanzamt (skatteverket) die Steuern ein, dann zahlst du doppelt.
Du kannst wegen dem DBA natürlich klagen, aber dann sind die Parteien Schweden gegen D und du must recht lange warten, bis der Entscheid fällt. Auch weil die Gerichte sehr beschäftigt sind. Bis dahin bist du die Kohle weg. Es gibt solche Klagen. Und bedenke die erwartete Inflation!!!
Als Firma in Schweden ist es kein Problem, die Rechnung für die Dienstleistung zu schreiben. Das ist dann ein Import wie eine Bohrmaschine.
Ich werde daher in Schweden kein Angestelltenverhältnis mehr in D haben und komplett, mit Hausmaus und Wohnzimmerspinne auswandern. :)

Viele Grüsse Stephan

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