Auf dem Götakanal quer durch Schweden: Im Boot von Göteburg nach Stockholm
Urlaub pur: Beschaulich und stressfrei durch die einzigartige schwedische Kulturlandschaft
Wer eine Kanalfahrt durch die mittelschwedische Provinz Götaland bucht, hat keine Eile und sucht nicht den ultimativen Nervenkitzel. Die Reise mit der M/S Juno, dem weltweit ältesten noch aktiven Passagierschiff mit Übernachtungsmöglichkeit (Baujahr 1874), verspricht Gelassenheit, historischen Charme, und jede Menge Muße, um das Schauen und Geniessen neu zu erlernen in diesem wechselnden Spiel weiter Landschaften, enger Schleusen und Kanalabschnitte, verträumter Dörfer und idyllischer Schlösser.
Nicht umsonst gilt der Göta-Kanal heute als eine der beliebtesten Touristenattraktionen Schwedens. Als "Blaues Band" durchschneidet er zusammen mit dem Trollhätte-Kanal und Götaälv das Land von Ost nach West als gewaltiger Wasserweg, dessen gesamte Länge von Göteborg bis Stockholm knapp 600 km beträgt. Das war nicht immer so:
Götakanal: Unter Schweiß und Tränen...
Im Mai 1810 begann Graf Baltzar von Platen, ein deutsch-schwedischer Offizier, mit dem Bau einer bereits seit vielen Jahren geplanten Verlängerung des Wasserweges vom Kattegatt (und damit von Göteborg) zum Binnensee Vänern. Er wollte den Vänern mit dem weiter im Osten gelegenen See Vättern verbinden, um so letztendlich einen schiffbaren Weg bis zur Ostsee zu schaffen, und den Schweden damit einen eigenen zollfreien Handelsweg bauen, auf dem Waren wesentlich günstiger transportiert werden konnten als durch den dänisch kontrollierten Öresund im Südwesten.
In 22 langen Jahren gruben sich daraufhin insgesamt fast 60.000 Arbeiter (größtenteils Soldaten) in Handarbeit mit blechbeschlagenen Holzspaten sowie mithilfe einiger Sprengungen 87,3 km weit durch die schwedische Erde, in etwa drei Metern Tiefe und bei bis zu 14 Metern Breite. Insgesamt wurden dabei rund 300.000 Kubikmeter Boden bewegt.
Schwedens bedeutendster Wasserweg
Am 26. September 1832 endlich eingeweiht, führt der Götakanal heute von Sjötorp am östlichen Seeufer des Vänern in Västra Götaland, über den See Viken bis zum Vättern, und dann weiter über die Seen Boren und Roxen. Bei Slätbaken, zwischen Söderköping und Mem in Östergötland, läuft er schließlich in die Ostsee.
Durch diese natürlichen Gewässer gewissermaßen verlängert, weist der Götakanal damit 190,5 km schiffbare Wasserstrasse auf, die mithilfe von 58 Schleusen insgesamt 91,8 Höhenmeter bis hin zum "Normal Null" der Ostsee überwindet.
Die wirtschaftliche Bedeutung für Handel und Militär ist längst Vergangenheit; der Götakanal wird heute ausschließlich touristisch genutzt.
Neben den drei historischen Kanalschiffen M/S Juno, M/S Diana und M/S Wilhelm Tham, die für 4- oder 6-tätige Kreuzfahrten gebucht werden können und bei maximal fünf Knoten Fahrt auch noch jede Menge Zeit für Landgänge und kulturelle Erkundungen bereit stellen, durchqueren heute vor allem Sportboote Schweden berühmtesten Kanal: Bis zu 6.000 sind es jeden Sommer, allein 3.000 davon drängeln sich in Schwedens Ferienmonat Juli durch die enge Wasserstraße.
Kultur, Cafés, Schleusen und Radtouren
Auch links und rechts des Kanals gibt es viel zu entdecken und zu unternehmen. Beliebt bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen ist der heute als Radwanderweg genutzte alte Treidelpfad entlang des Kanals, der an Jugenherbergen, Hotels, Schleusencafés und Leihstationen für kleine Boote vorbei führt – ideal für einen Sommerausflug mit der ganzen Familie. Das ruhige Wasser des Kanals bietet völlig ungefährliche Abenteuer beim Paddeln und Kanufahren.
Über sieben Treppen musst du gehn...
Eine besondere Touristenattraktion entlang des Kanals ist die Schleuse bei Berg am Roxen-See: Sieben direkt hintereinander als Treppe konstruierte Schleusen überwinden dort gemeinsam beachtliche 18,9 Höhenmeter. Rechnet man die beiden folgenden Doppelschleusen dazu, sind es sogar 28,8 Meter – in Schweden bekannt als "Die große Anhebung".
Sehenswertes und Ausflugtipps entlang des Göta-Kanals
In Sjötorp, gleich am Beginn des Götakanal, befindet sich ein Besucherzentrum mit Kanalmuseum im ehemaligen Hafenmagazin, das auf jeden Fall einen Besuch lohnt. Wie viele Attraktionen entlang des Kanals ist das Museum nur im Sommer geöffnet.
Forsvik, am See Viken gelegen, hat die höchstgelegenste und gleichzeitig älteste Schleuse des Götakanals aufzuweisen. Ein Industriemuseum und weitere touristische Angebote entführen Besucher in das Schweden des 15. Jahrhundert und zeigt wie früher Schmiede, Sägewerke und Mühle betrieben wurden.
Die Festung Karlsborg, am Ufer des Vättern, ist heute ein monumentales Denkmal einer entschwundenen Epoche. Nicht weit von hier beginnt auch der Tiveden Nationalpark.
Weitere Informationen:
- Das Götakanal Reisemagazin und die Götakanalkarte kann man hier online durchblättern und bestellen
- Empfohlene Hotels entlang des Göta-Kanals anschauen
- Werbevideo "Götakanal - Das größte Wunder Schwedens"