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Einwanderung und multikulturelle Gesellschaft
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war Schweden ethnisch gesehen immer noch verhältnismäßig homogen. Als während der 30er Jahre die Einwanderung die Auswanderung zu übersteigen begann, beruhte dies hauptsächlich auf zurückkehrende Schweden. Mit den während des zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit erfolgten Flüchtlingsströmen aus dem Baltikum und anderen Gebieten wurde in den 50er und 60er Jahren ein neues Kapitel in der Geschichte der Einwanderung in Schweden eingeleitet. Die schnelle Expansion in der Industrie, mit dem dadurch angewachsenen Bedarf an Arbeitskräften, führte zu einer weiteren hohen Einwanderungswelle, deren Umfang eine Veränderung in der Bevölkerungsstruktur zur Folge hatte. Neben dem starken Zustrom aus den skandinavischen Nachbarländern, besonders aus Finnland (durch den seit 1954 bestehenden gemeinsamen nordischen Arbeitsmarkt gefördert), kamen die Einwanderer vor allem aus dem ehemaligen Jugoslawien, Griechenland, Deutschland, der Türkei, dem Vereinigten Königreich, aus Polen und Italien und waren hauptsächlich einwandernde Arbeitnehmer.
Anfang der 70er Jahre veränderten sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen in Schweden wie auch in den übrigen Ländern Europas und die Nachfrage nach Arbeitskräften ging zurück. Die Einwanderungspolitik wurde restriktiver. Seitdem besteht die Einwanderung überwiegend aus politischen Flüchtlingen und deren Familien.
Anfang der 80er Jahre war die Zahl der Asylbewerber und ihrer Familien verhältnismäßig niedrig. Ende des letzten Jahrzehnts und Anfang der 90er Jahre ist die Zahl der nach Schweden einreisenden Flüchtlinge um ein Vielfaches angestiegen.
Ende 2001 lebten 476 000 ausländische Bürger in Schweden. Demnach ist jeder 20. in Schweden Lebende ausländischer Herkunft, jeder zehnte im Ausland geboren. Die größte Einwanderergruppe stellen die Finnen mit etwa 100 000. Die zweitstärkste Gruppe (36 000) stammt aus dem Irak, gefolgt von Norwegern (33 000), Dänen (26 000), Jugoslawen (21 000), Bosniern (20 000), Deutschen (17 000) sowie Polen (15 000).
Familienstruktur
Die Hälfte aller Kinder in Schweden ist heute außerehelich. Dies ist nicht etwa darauf zurückzuführen, dass die Mehrheit der Mütter alleinstehend ist, sondern auf die Tatsache, dass das Zusammenleben ohne Trauschein immer üblicher geworden ist. Wie aus der Volksbefragung von 1990 hervorgeht, lebten 71% aller Einwohner Schwedens in Kernfamilien, wozu entweder ein Alleinerziehender mit Kind oder eine Familie, bestehend aus einem verheirateten oder ohne Trauschein zusammenlebenden Paar mit oder ohne Kinder gehören. Ehe und außereheliches Zusammenleben werden heute als Synonyme angesehen; es gibt jedoch immer noch rechtliche Unterschiede.Die Scheidungsrate ist bis Ende der 70er Jahre dramatisch angestiegen. Trotzdem lebt der Großteil der Kinder unter 18 Jahren mit beiden Eltern zusammen (78%). Etwa 14% wohnen bei einem Elternteil, normalerweise bei der Mutter, während 7% aller Kinder in „gemischten“ Familien leben, d.h. der Elternteil mit dem Sorgerecht ist wieder verheiratet oder lebt mit einem neuen Partner zusammen.
Herausgegeben vom Schwedischen Institut.