Traditionell oder zu religiös?
Re: Traditionell oder zu religiös?
Hallo,
auch wenn wir in Deutschland diese Schuljahrabschlussfeiern wie sie in Schweden gefeiert werden nicht kennen, fände ich es bei ähnlichen schulischen Anlässen befremdlich, wenn ein Pastor da was zu sagen hätte.
Ich beispielsweise besuchte eine (staatliche) Schule, die direkt an eine sehr hübsche, mittelalterliche Kirche angeschlossen war. Diese war nicht Teil der Schule, wohl aber des Gebäudeensembles (ehemalige Klosteranlage) und als solche direkt von der Schule aus begehbar. Unterhalten wurde diese Kirche übrigens von der Stadt, eine eigene Gemeinde gab es dafür nicht.
"Natürlich" haben wir diesen Raum genutzt, zum Beispiel für die Abifeiern. Davon gab es aber jedes Jahr zwei: einen Abigottesdienst (von Schülern selbst organisiert mit Pastor und allerlei christlichen Ritualen und Worten), an dem nur diejenigen teilnahmen, die davon überzeugt waren (ich nicht), und eine kirchenfreie Entlassungsfeier, von der Schule organisiert, mit Ansprache des Rektors und allerlei anderen nichtchristlichen Leuten, Musik usw.. Hier nutzten wir den christlichen Raum für unsere schulöffentliche Feier - mitsamt allen auch nicht-christlichen Familien und ohne ein Bibelwort.
Ich kann jede Empörung nachvollziehen, die sich ergibt, wenn hier nicht ordentlich getrennt wird.
Berta.
auch wenn wir in Deutschland diese Schuljahrabschlussfeiern wie sie in Schweden gefeiert werden nicht kennen, fände ich es bei ähnlichen schulischen Anlässen befremdlich, wenn ein Pastor da was zu sagen hätte.
Ich beispielsweise besuchte eine (staatliche) Schule, die direkt an eine sehr hübsche, mittelalterliche Kirche angeschlossen war. Diese war nicht Teil der Schule, wohl aber des Gebäudeensembles (ehemalige Klosteranlage) und als solche direkt von der Schule aus begehbar. Unterhalten wurde diese Kirche übrigens von der Stadt, eine eigene Gemeinde gab es dafür nicht.
"Natürlich" haben wir diesen Raum genutzt, zum Beispiel für die Abifeiern. Davon gab es aber jedes Jahr zwei: einen Abigottesdienst (von Schülern selbst organisiert mit Pastor und allerlei christlichen Ritualen und Worten), an dem nur diejenigen teilnahmen, die davon überzeugt waren (ich nicht), und eine kirchenfreie Entlassungsfeier, von der Schule organisiert, mit Ansprache des Rektors und allerlei anderen nichtchristlichen Leuten, Musik usw.. Hier nutzten wir den christlichen Raum für unsere schulöffentliche Feier - mitsamt allen auch nicht-christlichen Familien und ohne ein Bibelwort.
Ich kann jede Empörung nachvollziehen, die sich ergibt, wenn hier nicht ordentlich getrennt wird.
Berta.
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Petergillarsverige
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Hallo Mark!
Heute gibt es in Schweden keine Staatskirche mehr. Was ich sehr begrüße.
Es wird auch keiner gezwungen in einme Kirche zu gehen. Es muss keiner hingehen. Ich halte es aber für intolerant nicht hinzugehen.
Genauso halte ich es für nicht gut, wenn muslimische Eltern ihren Kindern verbieten zum Sport zu gehen.
Heute gibt es in Schweden keine Staatskirche mehr. Was ich sehr begrüße.
Es wird auch keiner gezwungen in einme Kirche zu gehen. Es muss keiner hingehen. Ich halte es aber für intolerant nicht hinzugehen.
Genauso halte ich es für nicht gut, wenn muslimische Eltern ihren Kindern verbieten zum Sport zu gehen.
Schweden ist nicht nur ein schönes Land - das ist ein Virus!
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knut245
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Naja. Hier geht es ja um die Abschlussfeiern der Schule. Ich weiß nicht, ob das eine schulische, also Pflichtveranstaltung ist. Aber auch wenn es in der Freizeit stattfindet, ist es wohl der gemeinsame Abschluss des Schuljahres, der auch ein verbindendes Element hat. Daher dürfte es nicht so ganz als Freiwilligkeit empfunden werden. Die wenigsten werden da außen vor bleiben wollen.Petergillarsverige hat geschrieben: Es wird auch keiner gezwungen in einme Kirche zu gehen.
Hier könnte auch etwas sinnvolles stehen, zum Beispiel ein Bier.
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Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Hallo nochmal Mark,
ich weiss gar nicht, ob du selbst Kinder im Schulalter hast? Warst du schon mal auf einer schwedischen Schulschlussfeier?
Wenn nein, wäre mein Vorschlag (wenn du es beruflich einrichten kannst): zeig doch mal deine Toleranz, indem du zu einer Skolavslutning deines Umfeldes gehst, die in einer Kirche abgehalten wird. Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen damit, ob du das dann wirklich so unzumutbar findest!
Ich freue mich jedenfalls auf morgen: auf das Lied von der kleinen Ida, die nach dem langen Winter gar nicht mehr glauben kann dass es jemals wieder Sommer wird und die dann meint, dass sie mit ihren Zauberhänden alles zum Grünen und Blühen bringt. Und auf den Abschlussruf "nu är de sommarlov!" und alle Kinder laufen jubelnd davon.
LG
Tulipa
ich weiss gar nicht, ob du selbst Kinder im Schulalter hast? Warst du schon mal auf einer schwedischen Schulschlussfeier?
Wenn nein, wäre mein Vorschlag (wenn du es beruflich einrichten kannst): zeig doch mal deine Toleranz, indem du zu einer Skolavslutning deines Umfeldes gehst, die in einer Kirche abgehalten wird. Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen damit, ob du das dann wirklich so unzumutbar findest!
Ich freue mich jedenfalls auf morgen: auf das Lied von der kleinen Ida, die nach dem langen Winter gar nicht mehr glauben kann dass es jemals wieder Sommer wird und die dann meint, dass sie mit ihren Zauberhänden alles zum Grünen und Blühen bringt. Und auf den Abschlussruf "nu är de sommarlov!" und alle Kinder laufen jubelnd davon.
LG
Tulipa
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Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Also, die "Pflichtveranstaltungen" werden in Schweden eh anders gesehen als in Deutschland: man bekommt jederzeit frei, um in Urlaub zu fahren (mehrere Wochen), eine den Eltern wichtigere Veranstaltung zu besuchen, oder weil die Kinder sich gestresst fühlen.knut245 hat geschrieben: Naja. Hier geht es ja um die Abschlussfeiern der Schule. Ich weiß nicht, ob das eine schulische, also Pflichtveranstaltung ist. Aber auch wenn es in der Freizeit stattfindet, ist es wohl der gemeinsame Abschluss des Schuljahres, der auch ein verbindendes Element hat. Daher dürfte es nicht so ganz als Freiwilligkeit empfunden werden. Die wenigsten werden da außen vor bleiben wollen.
Trotzdem empfinde ich das als ziemliche Gratwanderung: ich habe meine Kinder schon mehrfach weinend zur Schule geschickt oder nach Hause kommen sehen, weil sie in der Schule einen FILM sehen sollten. Immer einen, den die meisten anderen gut fanden, aber den meine Kinder grauslich, furchteinflössend, albern, dumm, überflüssig fanden. Und ich auch. Darüber redet sonst niemand, aber das z.B. empfinde ich als viel schlimmer als eine gelegentliche Beeinflussung durch andere Glaubensrichtungen.
Im Gegenteil, z.B. einen Moscheebesuch würde ich als Beitrag zur Allgemeinbildung auffassen.
LG
Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Was für ein Film brachte Kinder zum weinen, um was ging es?
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Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
-"Dumbo" von Walt Disney: mit der traurigen Mama, der ihr Kind weggenommen wird, ich fand noch viel schlimmer den in schönen bunten Farben dargestellten Alkoholrausch des Elefantenbabys.
-"BOY" über einen Jungen aus asozialen Verhältnissen mit gewalttätigem Vater
- "Tre rövare": da gabs Tränen schon am Abend vorher, aber da das extra ein Busausflug ins Kino war, hielt ich es sinnvoll, die Aktion mitzumachen. So schlimm wie erwartet wars dann auch gar nicht.
Mindestens noch 2 Filme, wo mir Titel und Inhalt entfallen sind, kann ich aber nachher erfragen. Die entsprechenden Lehrer haben übrigens als Lösung nur anzubieten, sich (immerhin 90 min lang, nicht nur so Kurzfilme) neben unser Kind zu setzen und es zu trösten.
LG
Tulipa
-"BOY" über einen Jungen aus asozialen Verhältnissen mit gewalttätigem Vater
- "Tre rövare": da gabs Tränen schon am Abend vorher, aber da das extra ein Busausflug ins Kino war, hielt ich es sinnvoll, die Aktion mitzumachen. So schlimm wie erwartet wars dann auch gar nicht.
Mindestens noch 2 Filme, wo mir Titel und Inhalt entfallen sind, kann ich aber nachher erfragen. Die entsprechenden Lehrer haben übrigens als Lösung nur anzubieten, sich (immerhin 90 min lang, nicht nur so Kurzfilme) neben unser Kind zu setzen und es zu trösten.
LG
Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Der Film "Dumbo" ist ein Disney Familienfilm mit Happy End, "einer Sternstunde an Leichtigkeit und zeichnerischer Erfindungsgabe" - http://de.wikipedia.org/wiki/Dumbo
Der Film "Tre rövare" wurde in Deutschland mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, "ein Plädoyer für das Recht, Kind zu sein, wobei respektlos-kritische Untertöne nicht fehlen.“ - http://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_R%C3%A4uber
Den Film "Boy" konnte ich nicht finden.... ich finde es nett dass sich die Lehrer neben die Kinder setzen und sie trösten.
Viele Grüsse, Mark
Der Film "Tre rövare" wurde in Deutschland mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, "ein Plädoyer für das Recht, Kind zu sein, wobei respektlos-kritische Untertöne nicht fehlen.“ - http://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_R%C3%A4uber
Den Film "Boy" konnte ich nicht finden.... ich finde es nett dass sich die Lehrer neben die Kinder setzen und sie trösten.
Viele Grüsse, Mark
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Tulipa
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Re: Traditionell oder zu religiös?
Natürlich kenne ich die Kritiken. Ich weiss aber ehrlich gesagt nicht, wie ich den Hinweis darauf als Antwort auf die Empfindungen unserer Kinder deuten soll. Dass ihre Gefühle falsch sind? Dass sie Zwischentöne und Szenen als bedrohlich auffassen, die andere lustig finden? Dass sie nicht lagom sind, weil sie nicht an den selben Stellen lachen wie alle anderen?
Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, aber mir fehlt auch hier Toleranz gegenüber Andersdenkenden.
LG
Tulipa
Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, aber mir fehlt auch hier Toleranz gegenüber Andersdenkenden.
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knut245
- Schwedenfreund

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Re: Traditionell oder zu religiös?
Da sind Kinder schon extrem unterschiedlich: unsere schauen nicht sehr viel fern oder Filme, und sobald es etwas gruselig oder traurig wurde, konnten sie das auch schlecht vertragen. Ich finde das gut. Mir zehnmal lieber als die durchs Dauerglotzen abgestumpften Kinder, denen eine blutrünstige Szene nur noch ein müdes Lächeln entlockt (übertrieben gesagt). Solche kennen wir auch.
Hier könnte auch etwas sinnvolles stehen, zum Beispiel ein Bier.