Straftäter
- oka-kate
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Re: straftäter
hej,
jetzt mal ganz langsam!
ich wollte in erste linie eigentlich nur wissen, ob z. bsp. straftäter wie kinderschänder, so wie in deutschland trotz verurteilung auf freiem fuße sein dürfen oder ob sie eingekastelt werden.
bzw. das das system auch verkehrt ist wie in deutschland. dieb 5 jahre mörder 2 jahre und danach reha für 1 jahr fertig.
gruß katja
jetzt mal ganz langsam!
ich wollte in erste linie eigentlich nur wissen, ob z. bsp. straftäter wie kinderschänder, so wie in deutschland trotz verurteilung auf freiem fuße sein dürfen oder ob sie eingekastelt werden.
bzw. das das system auch verkehrt ist wie in deutschland. dieb 5 jahre mörder 2 jahre und danach reha für 1 jahr fertig.
gruß katja
Nicht alles ist so einfach wie man denkt! Aber machbar ist alles!
Re: straftäter
Das sind ja heiße Eisen, die du hier anfasst...
Mal nur so nebenbei: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind in einem Verkehrsunfall zu Schaden oder gar ums Leben kommt, ist um ein vielfaches höher.
Oder auch, dass sexueller Missbrauch in erster Linie in der Familie stattfindet; es sind nur in den seltensten Fällen Männer, die mit Bonbontüten an der Ecke stehen, um sich das Vertrauen kleiner Kinder zu erschleichen und sie dann hinterher missbrauchen.
Ich will das gar nicht schön reden, ich habe ja selbst kleine Kinder und kenne solche Ängste. Mit drakonischen Strafen wird man die Menschen nicht erziehen, sonst würde es in den USA wohl nicht so viele Totesurteile geben.
Schweden versucht in erster Linie (wie wohl auch Deutschland) Sexualstraftäter zu therapieren, mit den damit verbundenen Erfolgen aber auch Risiken.
Oliver
Mal nur so nebenbei: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind in einem Verkehrsunfall zu Schaden oder gar ums Leben kommt, ist um ein vielfaches höher.
Oder auch, dass sexueller Missbrauch in erster Linie in der Familie stattfindet; es sind nur in den seltensten Fällen Männer, die mit Bonbontüten an der Ecke stehen, um sich das Vertrauen kleiner Kinder zu erschleichen und sie dann hinterher missbrauchen.
Ich will das gar nicht schön reden, ich habe ja selbst kleine Kinder und kenne solche Ängste. Mit drakonischen Strafen wird man die Menschen nicht erziehen, sonst würde es in den USA wohl nicht so viele Totesurteile geben.
Schweden versucht in erster Linie (wie wohl auch Deutschland) Sexualstraftäter zu therapieren, mit den damit verbundenen Erfolgen aber auch Risiken.
Oliver
- Imrhien
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Re: straftäter
Das ist doch wohl als witz gemeint?!PJR hat geschrieben:Hej,
wer Angst hat in Deutschland zu leben, sollte nach Amerika oder Russland auswandern. Dort sind die Strafen und der Gefängnisaufenthalt härter und deshalb gibt es dort kaum Verbrechen.
Gruß Roland
Es gibt natürlich dort nicht weniger Kriminalität. Auch die Amis sind schon (stellenweise) dahintergekommen, dass härtere Strafen wie Todesstrafe bweispielsweise, weniger Abschreckunswirkung zeigen als immer wieder gerne von verschiedenen Politikern behauptet wird.
Ich will hier keinen Straftäter entschuldigen und ich weiss, dass das System hin und wieder nicht das Beste ist. Aber was sollte man Eurer Meinung nach tun? Sie alle auf eine einsame Insel schaffen und sich selbst überlassen? Mir fällt nichts ein, ich weiss auch nicht wie ich es lieber hätte. Klar, ich ägrere mich auch immer wieder wenn ich sehe, dass bestimmte "Randgruppen" besondere Förderung bekommen und andere für weniger Leistung vom Staat mehr arbeiten müssen. Ich ärgere mich genauso wie ihr auch. Troztzdem, es ist doch die Aufgabe des Staates gerade darauf zu achten, dass Menschen mit schlechteren Ausgansbedingungen besser gefördert werden. Ob er immer den richtigen Weg wählt... das mag ich nicht zu beurteilen. Ich bin aber auch kein Richter und muss diese Entscheidungen nicht treffen...
Und was die Kindheit angeht... es gibt da schon unterschiede... Ich denke man kann die eine Generation nicht unbedingt mit der nächsten Vergleichen. Deshalb gibt es ja auch sowas wie einen Generationenkonflikt. Die Bedingungen in denen die Generationen aufwachsen sind so verschieden und die Auswirkungen eben auch. Und ich habe so manche Kindheit gesehen, da wundert es mich nicht, wenn diese Kinder mal Straftäter werden. Kindheit kann und darf keine Entschuldigung für alles sein. Es kann aber in manchen Fällen eine Erklärung sein. Und jetzt mal ehrlich, wer ist so reinen Gewissens um zu entscheiden, wer wann wie straffällig geworden ist und wie er zu bestrafen ist. Ich bin nicht soooo Bibelfest aber mir fällt da doch ein, "wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein..."
Ich bin froh, dass es das Gestz und den Staat gibt die mir diese Entscheidung abnehmen. Kla, man muss sich dem nicht blind beugen und man darf diese Entscheidungen auch hinterfragen oder die Richtigkeit der Entscheidungen in Frage stellen. Ist ja auch dies, der Sinn einer Demokratie. Ich finde es aber nicht so schlecht wenn sich Schweden bemüht die "Täter" zu resozialisieren. Ein Straftäter, der nichts lernt und dem nicht geholfen wird, "produziert" im schlimmsten Fall neue Staftäter.
Grüße
Imrhien
PS: Ich weiss, dass dies viele anders sehen und ich muss noch dazu sagen, dass mir bis auf kleinere Dinge wie Diebstahl oder Betrug noch nie was Schlimmes passiert ist. Ich weiss auch nicht wie ich reagieren würde wenn es so wäre. Kann sein, dass sich meine Meinung dann ändern würde. ich hoffe es nicht, aber wissen tue ich es auch nicht.
Re: straftäter
Ähm - Das mag zwar dem Bauchgefühl manches Stammtisches entsprechen - die Realität sieht aber anders aus.oka-kate hat geschrieben:hej,
so wie in deutschland trotz verurteilung auf freiem fuße sein dürfen oder ob sie eingekastelt werden.
bzw. das das system auch verkehrt ist wie in deutschland. dieb 5 jahre mörder 2 jahre und danach reha für 1 jahr fertig.
gruß katja
5 Jahre kriegst du günstigstenfalls für einen bewaffneten Banküberfall - Bei Mord bist Du 15 Jahr garantiert weg vom Fenster - und ein einfacher Dieb geht auch nur als Ersttäter nicht in den Bau sondern "nur" Sozialdienst schieben. Also bitte schön sachlich bleiben - auch wenn Themen gestreift werden die natürlich stark emotionalisieren.
Wie schon einer sagte: Die meisten "Kinderschänder" kommen aus der eigenen Familie und dem direkten sozialen Umfeld. Und dort hast Du obendrein auch heute noch eine große Dunkelziffer...
- Imrhien
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Re: straftäter
wie wahr!Peter i Klackbua hat geschrieben: Wie schon einer sagte: Die meisten "Kinderschänder" kommen aus der eigenen Familie und dem direkten sozialen Umfeld. Und dort hast Du obendrein auch heute noch eine große Dunkelziffer...
- oka-kate
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Re: straftäter
hej,
ich denke ich hab euch verstanden!
gruß katja
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- Findus
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Re: straftäter
noch mal kurz ein zitat zum thema länder mit todesstrafe, das mir gerade eingefallen ist. stammt von einer früher recht erfolgreichen popsängerin, die aber zur zeit höchstens mit skandalen in den medien auftaucht. ist nur sinngemäß wiedergegeben:
Soviel dazu. Ansonsten kann ich eigentlich nur Imrhien zustimmen...Ich bin für die Todesstrafe, damit der Täter seine Lektion fürs nächste Mal lernt!
- janaquinn
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Re: straftäter
Hej,
ich stimme Oliver zu, echt ein heisses Eisen, was hier angepackt wurde. Was die Strafmasse bei Kindsmördern, Kinderschändern angeht, da bin ich zu sehr Mutter, als das ich es darüber bestimmen könnte. Ich würde wahrscheinlich kurzen Prozess machen, aber genau das ist falsch. Wir sollten es dem Gesetz überlassen, über solche Menschen zurichten. Die Leute die dies tun, haben jahrelang Jura studiert und haben gelernt, alles erstmal unvoreingenommen zu sehen. Sicherlich wird es in jedem Anwalt, jeden Richter und Staatsanwalt broddeln, aber erstmal ist jeder unschuldig bis zum Beweis der Tat. Viele Strafmasse kann ich nicht verstehen, aber gottseidank, kommen die meisten nie wieder an die Öffentlichkeit, da sie danach in geschlossene Einrichtungen kommen.
Was Amerika und Russland betrifft:
Die Haftbedingungen in diesen Ländern sind menschenunwürdig. In der Hoffnung, die Kriminalität aus den Menschen "rauszutreiben" wird die Würde mit Füssen getreten, versucht den Willen zu brechen und bereits kleine Kinder ins Gefängniss gesteckt, weil sie angeblich ihre Lehrerin sexuell belästigt haben, ja klar mit 5 Jahren.
Wieviele Menschen, gerade in den Staaten, unschuldig im Gefängniss, in den Todeszellen sitzen und auch unschuldig hingerichtet wurden sind, darüber streiten sich sogar Experten.
Nein, Amerika ist sicherlich alles andere als ein leuchtendes Beispiel für ein funktionierendes Rechtssystem.
Dieses Land hat eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt, wieder ein Beweis, das auch die Todesstrafe keine Lösung ist.
Ich bin für Therapie, wenn es den gewünschten Erfolg bringt, doch sollte man diejenigen nicht sofort wieder komplett in die Freiheit entlassen, sondern ihnen ein bestimmten Rahmen innerhalb eines Freiganges ermöglichen.
Wenn Kinder Opfer waren, sollten sie allerdings besser ihr Leben lang unter Kontrolle bleiben, auch wenn das heisst, das sie nie wieder in Freiheit kommen.
Meine Meinung dazu.
JANA
ich stimme Oliver zu, echt ein heisses Eisen, was hier angepackt wurde. Was die Strafmasse bei Kindsmördern, Kinderschändern angeht, da bin ich zu sehr Mutter, als das ich es darüber bestimmen könnte. Ich würde wahrscheinlich kurzen Prozess machen, aber genau das ist falsch. Wir sollten es dem Gesetz überlassen, über solche Menschen zurichten. Die Leute die dies tun, haben jahrelang Jura studiert und haben gelernt, alles erstmal unvoreingenommen zu sehen. Sicherlich wird es in jedem Anwalt, jeden Richter und Staatsanwalt broddeln, aber erstmal ist jeder unschuldig bis zum Beweis der Tat. Viele Strafmasse kann ich nicht verstehen, aber gottseidank, kommen die meisten nie wieder an die Öffentlichkeit, da sie danach in geschlossene Einrichtungen kommen.
Was Amerika und Russland betrifft:
Die Haftbedingungen in diesen Ländern sind menschenunwürdig. In der Hoffnung, die Kriminalität aus den Menschen "rauszutreiben" wird die Würde mit Füssen getreten, versucht den Willen zu brechen und bereits kleine Kinder ins Gefängniss gesteckt, weil sie angeblich ihre Lehrerin sexuell belästigt haben, ja klar mit 5 Jahren.
Wieviele Menschen, gerade in den Staaten, unschuldig im Gefängniss, in den Todeszellen sitzen und auch unschuldig hingerichtet wurden sind, darüber streiten sich sogar Experten.
Nein, Amerika ist sicherlich alles andere als ein leuchtendes Beispiel für ein funktionierendes Rechtssystem.
Dieses Land hat eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt, wieder ein Beweis, das auch die Todesstrafe keine Lösung ist.
Ich bin für Therapie, wenn es den gewünschten Erfolg bringt, doch sollte man diejenigen nicht sofort wieder komplett in die Freiheit entlassen, sondern ihnen ein bestimmten Rahmen innerhalb eines Freiganges ermöglichen.
Wenn Kinder Opfer waren, sollten sie allerdings besser ihr Leben lang unter Kontrolle bleiben, auch wenn das heisst, das sie nie wieder in Freiheit kommen.
Meine Meinung dazu.
JANA
Gestern ist Vergangenheit. Der Morgen ist ein Geheimnis. Heute ist ein Geschenk
Re: straftäter
Obwohl ich keine Sympathie für *Täter* im allgemeinen empfinde, denke ich trotzdem dass Verständnis angezeigt ist.
Wenn Schweden den Schwerpunkt ganz klar auf Verständnis und daraus Folgend auf Terapie setzt ist das für mich eindeuig der bessere Weg - auch wenn es natürlich unverbesserliche Kriminelle geben mag, die nicht zu einer Anpassung an gesellschaftliche Normen bereit sind.
Letzterem steht man natürlich immer hilflos gegenüber - so wie man als Eltern auch einem jähzornigen und vollkommen uneinsichtigen Kind hilflos gegenüber stehen kann.
Aber was soll man (beim Kind) machen? Zuschlagen? Wenn es sich dann immer noch nicht regelkonform verhält? Härter zuschlagen? Und was wenn das Kind dann immer noch nicht begreifen will dass es mit seinem Verhalten gegen anerkannte Normen verstößt? Noch härter zuschlagen?
Es ist natürlich schwer den Bogen vom Kind zum kriminell geworden Erwachsenen zu schlagen - aber beide sind nun einmal Menschen. Und beide können sich in einer uns (und vielleicht auch ihnen selbst) unverständlich erscheinenden Ausnahmesituation befinden.
Sanktion ist natürlich auch wichtig um für den berechnenden Täter einen "Grenznutzen" zu definieren. Aber wo liegt der Grenznutzen für einen kranken Menschen? Ein Drogensüchtiger mach so ziemlich alles um an seinen Stoff ranzukommen. Ein "Kinderschänder" begreift ja auch nicht dass ein Kind ein Mensch ist dessen fehlende allegemeine und sexuelle Lebenserfahrung man grundsätzlich nicht ausnutzen darf.
Der "Kinderschänder" ist in den meisten Fällen in seiner seelischen Entwicklung selbst in seiner sexuellen Persönlichkeit Kind geblieben. Wäre er das nicht - würde er sich ja auch eine ganz normale Beziehung mit einem erwachsenen Partner wünschen.
Daran wird vielleicht auch das Problem der Strafe deutlich. Strafe kann hier nur mit dem Schutz potenzieller Opfer legitimiert werden. Natrülich darf man einen kranken Menschen nicht auf seine Mitmenschen loslassen, wenn dieser Diesen Schaden zufügen würde.
Aber wie verhält sich das mit einem gesunden Menschen? Soll man einen gesunden bzw. gesundeten Menschen nur deshalb wegsperren dürfen weil er als Kranker Schaden zugefügt/verursacht hat?
Rübe runter - Hand ab - oder für immer wegsperren - ist natürlich die sicherste Antwort. Wiederholungsrisiko quasi 0%.
Die Frage ist nur: Ist eine Gesellschaft mit diesem Widerholungsrisiko von 0% lebenswert? Ist sie tatsächlich objektiv sicherer?
Die USA lassen da in eine andere Richtung denken. Wie war das denn zuletzt mit dem Fall eines Kindergartenkindes, das wegen sexueller Belästigung einer Kindergartentante (Kopf reiben am Busen) bereits knapp vor einem Richter stand?
Den Eltern die darum kämpfen mußten dass dieser lächerliche Vorfall nicht in einer Akte landet, der dem Kind sein späteres Leben ruinieren würde?
Wie sieht es aus mit der Sicherheit? Ein Triebtäter ist ähnlich einem Drogensüchtigen ja offensichtlich dazu bereit sein ganzes normales Leben für ein paar Minuten sexueller Befriedigung das Klo runter zu spülen.
Eine gesunde Güterabwägung ist das ja wohl nicht!
Was bringt also die Aussicht "Rübe ab"? - Allenfalls dass der Täter im Anschluß an die Tat alles unternimmt um unentdeckt zu bleiben - die (nicht notwendiger weise tatsächlich im Zusammenhang mit dem Lustgewinn stehende) Ermordung des Opfers eingeschlossen.
Aus dem möglichen Mordmerkmal "zur sexuellen Befriediung" ist dann wohl viel häufiger das Mordmerkmal "zur Verdeckung eines Verbrechens" geworden.
Sicherheit erreicht die Gesellschaft nicht mit Sanktionen - sondern allenfalls in dem sie den *potenziellen* Tätern die Tür nicht verschließt. Ein noch-nicht-Kinderschänder auf der Couch eines Terapeuten ist besser als ein potenzieller Kinderschänder der sich nicht einmal trauen kann über seine Probleme zu sprechen.
Ich fürchte tatsächlich dass die extreme Stigmatisierung mittelfristig eher zu größeren Problemen führt. Rein statistisch sollte man ja auch nicht übersehen: Die Anzahl derartiger Verbrechen war seit Langem rückläufig - in relativ liberalen Zeiten wohlgemerkt, in der sich manche Diskussion zur freien Liebe sich ja bis hinab zum Kind verstiegen hatte.
Wenn wir heute auf der Basis vergleichsweise weniger Täter in Hysterie verfallen - laufen wir Gefahr wieder dort anzukommen wo wir bereits einmal waren: Höhere Opferzahlen - bei weniger gesellschaftlicher Freiheit.
Wenn Schweden den Schwerpunkt ganz klar auf Verständnis und daraus Folgend auf Terapie setzt ist das für mich eindeuig der bessere Weg - auch wenn es natürlich unverbesserliche Kriminelle geben mag, die nicht zu einer Anpassung an gesellschaftliche Normen bereit sind.
Letzterem steht man natürlich immer hilflos gegenüber - so wie man als Eltern auch einem jähzornigen und vollkommen uneinsichtigen Kind hilflos gegenüber stehen kann.
Aber was soll man (beim Kind) machen? Zuschlagen? Wenn es sich dann immer noch nicht regelkonform verhält? Härter zuschlagen? Und was wenn das Kind dann immer noch nicht begreifen will dass es mit seinem Verhalten gegen anerkannte Normen verstößt? Noch härter zuschlagen?
Es ist natürlich schwer den Bogen vom Kind zum kriminell geworden Erwachsenen zu schlagen - aber beide sind nun einmal Menschen. Und beide können sich in einer uns (und vielleicht auch ihnen selbst) unverständlich erscheinenden Ausnahmesituation befinden.
Sanktion ist natürlich auch wichtig um für den berechnenden Täter einen "Grenznutzen" zu definieren. Aber wo liegt der Grenznutzen für einen kranken Menschen? Ein Drogensüchtiger mach so ziemlich alles um an seinen Stoff ranzukommen. Ein "Kinderschänder" begreift ja auch nicht dass ein Kind ein Mensch ist dessen fehlende allegemeine und sexuelle Lebenserfahrung man grundsätzlich nicht ausnutzen darf.
Der "Kinderschänder" ist in den meisten Fällen in seiner seelischen Entwicklung selbst in seiner sexuellen Persönlichkeit Kind geblieben. Wäre er das nicht - würde er sich ja auch eine ganz normale Beziehung mit einem erwachsenen Partner wünschen.
Daran wird vielleicht auch das Problem der Strafe deutlich. Strafe kann hier nur mit dem Schutz potenzieller Opfer legitimiert werden. Natrülich darf man einen kranken Menschen nicht auf seine Mitmenschen loslassen, wenn dieser Diesen Schaden zufügen würde.
Aber wie verhält sich das mit einem gesunden Menschen? Soll man einen gesunden bzw. gesundeten Menschen nur deshalb wegsperren dürfen weil er als Kranker Schaden zugefügt/verursacht hat?
Rübe runter - Hand ab - oder für immer wegsperren - ist natürlich die sicherste Antwort. Wiederholungsrisiko quasi 0%.
Die Frage ist nur: Ist eine Gesellschaft mit diesem Widerholungsrisiko von 0% lebenswert? Ist sie tatsächlich objektiv sicherer?
Die USA lassen da in eine andere Richtung denken. Wie war das denn zuletzt mit dem Fall eines Kindergartenkindes, das wegen sexueller Belästigung einer Kindergartentante (Kopf reiben am Busen) bereits knapp vor einem Richter stand?
Den Eltern die darum kämpfen mußten dass dieser lächerliche Vorfall nicht in einer Akte landet, der dem Kind sein späteres Leben ruinieren würde?
Wie sieht es aus mit der Sicherheit? Ein Triebtäter ist ähnlich einem Drogensüchtigen ja offensichtlich dazu bereit sein ganzes normales Leben für ein paar Minuten sexueller Befriedigung das Klo runter zu spülen.
Eine gesunde Güterabwägung ist das ja wohl nicht!
Was bringt also die Aussicht "Rübe ab"? - Allenfalls dass der Täter im Anschluß an die Tat alles unternimmt um unentdeckt zu bleiben - die (nicht notwendiger weise tatsächlich im Zusammenhang mit dem Lustgewinn stehende) Ermordung des Opfers eingeschlossen.
Aus dem möglichen Mordmerkmal "zur sexuellen Befriediung" ist dann wohl viel häufiger das Mordmerkmal "zur Verdeckung eines Verbrechens" geworden.
Sicherheit erreicht die Gesellschaft nicht mit Sanktionen - sondern allenfalls in dem sie den *potenziellen* Tätern die Tür nicht verschließt. Ein noch-nicht-Kinderschänder auf der Couch eines Terapeuten ist besser als ein potenzieller Kinderschänder der sich nicht einmal trauen kann über seine Probleme zu sprechen.
Ich fürchte tatsächlich dass die extreme Stigmatisierung mittelfristig eher zu größeren Problemen führt. Rein statistisch sollte man ja auch nicht übersehen: Die Anzahl derartiger Verbrechen war seit Langem rückläufig - in relativ liberalen Zeiten wohlgemerkt, in der sich manche Diskussion zur freien Liebe sich ja bis hinab zum Kind verstiegen hatte.
Wenn wir heute auf der Basis vergleichsweise weniger Täter in Hysterie verfallen - laufen wir Gefahr wieder dort anzukommen wo wir bereits einmal waren: Höhere Opferzahlen - bei weniger gesellschaftlicher Freiheit.
- oka-kate
- Schwedenfreund
- Beiträge: 704
- Registriert: 25. Oktober 2006 11:55
- Schwedisch-Kenntnisse: Grundkenntnisse
- Lebensmittelpunkt: Deutschland
Re: straftäter
hej,
jetzt muß ich mal ganz bescheiden fragen warum das eigentlich ein heißes eisen ist?
gehört doch ganz normal zum leben dazu!
oder etwa nicht?
ich habe ja nicht gefragt was ihr tun würdet, ich habe lediglich gefragt wie schweden mit straftätern umgeht! ob sie ein gutes leben wie hier genießen oder härter bestraft werden!
gruß katja
denn meine aussagen was ich tun würde oder ihr persönlich tun würdet hätten hier nichts zu suchen!
jetzt muß ich mal ganz bescheiden fragen warum das eigentlich ein heißes eisen ist?
gehört doch ganz normal zum leben dazu!
oder etwa nicht?
ich habe ja nicht gefragt was ihr tun würdet, ich habe lediglich gefragt wie schweden mit straftätern umgeht! ob sie ein gutes leben wie hier genießen oder härter bestraft werden!
gruß katja
denn meine aussagen was ich tun würde oder ihr persönlich tun würdet hätten hier nichts zu suchen!
Nicht alles ist so einfach wie man denkt! Aber machbar ist alles!