Neue Chance in Schweden ? Auswandern mit Familie
Neue Chance in Schweden ? Auswandern mit Familie
hallöchen ihr da draußen! Ich bin Juliane (Diplom-Sozialpädagogin) und denke derzeit über das Auswandern nach.Die Chancen in unserem Land sind ja nun nicht die allerbesten und selbst wenn man Arbeit hat, hat man nichts von seinem Leben.Bei meinem Freund ist das zumindest so( Diplom-Bauingenieur),so brüllermäßig verdient er wirklich nicht,sitzt dafür aber endlos unbezahlte und nicht abzubummelnde Überstunden ab. Da ist kein Familienleben mehr drin.Von Norwegen hörte ich schon, dass Familie und Kinder einen höheren Stellenwert haben,mehr Möglichkeiten da sind.Wie ist das in Schweden?will ja nicht reich werden, möchte in erster linie ein besseres leben haben, nicht ausschließlich leben um zu arbeiten.ist das in schweden möglich?wie sind familien abgesichert?gibts kindergeld?erziehungsgeld?kinderbetreuung?wie stehen die chancen in unseren berufen?
Re: Neue Chance in Schweden ? Auswandern mit Familie
Hej,
jasoo, eine recht unpräzise formulierte Frage mit Millionen von Antwortmöglichkeiten. Will mal versuchen, dass allgemein und knapp zu beantworten.
Grundsätzlich Beruf: Um in Schweden arbeiten zu können, muß man recht flexibel sein, was den Job und die Gegend angeht, in der man Wurzeln schlagen möchte. Je näher man Stockholm und grossen Städten (Göteborg, Malmö ...)kommt, desto besser natürlich die Möglichkeiten, einen Job zu finden. Umgekehrt werden natürlich Häuser oder Wohnmietrechte recht teuer.
In ländlichen Gebieten kann es schwierig sein, überhaupt Arbeit zu finden.
Wenn man Arbeit hat, gilt der Grundsatz: Überstungen macht man nur für das Skatteverket (Finanzamt-www.skatteverket.se/). Daher sind diese eher selten. Meist geht es in den Betrieben sehr familiär zu und man trifft sich auch nach der Arbeit oder an den Wochenenden zu Sport, Umtrunk oder sonstigem.
Die Bezahlung ist anständig und wird zwischen den Tarifpartnern (Gewerkschaft, Arbeitgeberverband) festgelegt und für jeden einsehbar und nachvollziehbar. Normale Tariflöhne betragen so zwischen 16.000 und 22.000 SKr brutto. Je nach kommune gibt es unterschiedliche Abzüge, i.d.R. umfassen diese etwa 40%(Steuern, Sozialversicherung). Arbeitslosenversicherung kann man über die Gewerkschaften abschliessen (95% aller Berufstätigen in Schweden sind in den Gewerkschaften).
Im Gegensatz zu deutschen Firmen, wo über Geld nicht geredet werden darf, weiß man in Schweden, was der andere so verdient. Wen es sehr interessiert, der kann auch die Steuererklärungen des Nachbarn oder Chef einsehen.Womit wir beim nächsten Punkt sind: Datenschutz oder so etwas ähnliches ist in Schweden weitestgehend unbekannt. Du hast nur die Autonummer und willst wissen, wer der Halter ist? kein Problem. SMS mit Nummernschild ans Schwedische Strassenverkehrsamt(Vägverket-http://www.vv.se/) und schon erfährst Du Adresse, Name und Telefonnummer des Halters. Fast alle amtlichen Dokumente sind einsehbar. Egal was die Kommune oder das Ministerium verzapft hat, Akteneinsicht ist kein Problem, sondern gehört hier zu den Grundrechten. Dass dieses dann auch die Steuererklärung o.ä. btrifft, ist eine andere Seite.
Als Ausländer kann man auch in Schweden so seine Probleme haben, zumal, wenn man sich nicht oder sehr wenig um die Sprache und die Eigenheiten des Landes bemüht. Das merken die Schweden sehr schnell und schotten sich dann regelrecht ab.
Als erste benötigt man in Schweden eine Postanschrift. Mit dieser kann dann beim Skatteverket die Personnummer beantragt werden. Ohne die geht hier so gut wie gar nichts. Egal, ob man einen Telefonanschluß haben will, Arbeit sucht oder mit den Behörden kommuniziert. Die Personnummer ist wichtigster Bestandteil.
Kindergarten und Krippe (dagis-abgeleitet von daghem) sind in ganz Skandinavien, so auch in Schweden, von guter Qualität und für jedes Kind ein "Muss"(keine Pflicht!). Man zahlt ca. 100-150 €/mtl. für das erste Kind. Jedes weitere ist frei. Sportplätze, Freizeiteinrichtungen u.ä. gibt es in jedem Dorf. Die Schweden sind ein recht sportliches Volk. Die Anlagen sind fast ausnahmslos in gutem Zustand und werden von der Gemeinschaft gepflegt(hieran bemisst sich u.a. der Steuersatz für die Kommune, in der man lebt). Das Erziehungsgeld gibt es in Schweden so nicht. Hier erhält man für ein Jahr 60% des letzten Nettogehaltes. 3 Monate dieser Elternzeit muß der Vater zu Hause verbringen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Ihn dafür Freizustellen (was hier auch gängig gemacht wird). Nimmt der Mann diese 3 Monate nicht, wird die Unterstützung um 3 Monate gekürzt. zum Ende hin reduziert sich der Satz von 60%, um einen Anreiz zur Wiederaufnahme der Beschäftigung zu geben. Der Transport von und zur Schule ist kostenlos, ebenso Schulmaterialien. In den Schulen wird eine warme Mahlzeit bereitet, wofür die Eltern zuzahlen (einen Teil trägt der Staat). Die Klassenstärke beträgt im Schnitt 15 Schüler. Das kann aber von unter 10 bis über 20 variieren. In stark ländlichen Gebieten gibt es gar mehrere Klassen in einem Unterrichtsraum.
Zum Abschluß noch ein Tip für die Berufe: In Schweden ist Hochschulbildung verbreitet. Der Staat tut auch viel für die Erwachsenenbildung, um die Leute in Lohn und Brot zu halten. Versteift euch nicht auf die Diplome, zumal diese auch erst anerkannt werden müssen. Im Baubereich ist das nicht so schwierig, hier ist allerdings die Nähe zu einer grösseren Stadt vorteilhaft. Der pädagogische Bereich ist stark gefragt, aber öffentlich und damit von der (teilweise sehr mangelhaften) Kassenlage der jeweiligen Kommune abhängig. In Kalmar z.B. werden Lehrer und pädagog. Fachkräfte umworben (ich habe hier schon Anzeigen in deutschen Touristenbroschüren gelesen, die gezielt deutsche Lehrer anzuwerben versuchte). In anderen Gebieten würde man diese vielleicht gern einstellen, hat aber eben kein Geld. Eine wesentliche Voraussetzung ist aber, dass man Schwedisch sehr gut und Englisch zumindest gut beherrscht. In Uppsala gibt es z.B. das sog. "Uppsala International Summer Session" (http://www.uiss.org/) über 2 - 8 Wochen an der Uppsala universitetet (http://www.uu.se/). Dort kann man gut sein englisch vertiefen, aber natürlich auch sehr gut schwedisch lernen und gleich anwenden.
Ich hoffe, das war ein Einstieg. Wie gesagt, vertiefen kann man das Thema noch unendlich.
Noch ein Tip: In Deutschland läuft oft etwas über Auswanderer nach Skandinavien im TV. Auch hier kann man schon viele Informationen beziehen (wenn auch mit Vorsicht zu geniessen). Oder geht mal zu einem Sprachkurs an die VHS mit einem/einer schwedischen Muttersprachler/-in. Auch dort bekommt man mit etwas Glück einiges an Information.
Viel Erfolg!
jasoo, eine recht unpräzise formulierte Frage mit Millionen von Antwortmöglichkeiten. Will mal versuchen, dass allgemein und knapp zu beantworten.
Grundsätzlich Beruf: Um in Schweden arbeiten zu können, muß man recht flexibel sein, was den Job und die Gegend angeht, in der man Wurzeln schlagen möchte. Je näher man Stockholm und grossen Städten (Göteborg, Malmö ...)kommt, desto besser natürlich die Möglichkeiten, einen Job zu finden. Umgekehrt werden natürlich Häuser oder Wohnmietrechte recht teuer.
In ländlichen Gebieten kann es schwierig sein, überhaupt Arbeit zu finden.
Wenn man Arbeit hat, gilt der Grundsatz: Überstungen macht man nur für das Skatteverket (Finanzamt-www.skatteverket.se/). Daher sind diese eher selten. Meist geht es in den Betrieben sehr familiär zu und man trifft sich auch nach der Arbeit oder an den Wochenenden zu Sport, Umtrunk oder sonstigem.
Die Bezahlung ist anständig und wird zwischen den Tarifpartnern (Gewerkschaft, Arbeitgeberverband) festgelegt und für jeden einsehbar und nachvollziehbar. Normale Tariflöhne betragen so zwischen 16.000 und 22.000 SKr brutto. Je nach kommune gibt es unterschiedliche Abzüge, i.d.R. umfassen diese etwa 40%(Steuern, Sozialversicherung). Arbeitslosenversicherung kann man über die Gewerkschaften abschliessen (95% aller Berufstätigen in Schweden sind in den Gewerkschaften).
Im Gegensatz zu deutschen Firmen, wo über Geld nicht geredet werden darf, weiß man in Schweden, was der andere so verdient. Wen es sehr interessiert, der kann auch die Steuererklärungen des Nachbarn oder Chef einsehen.Womit wir beim nächsten Punkt sind: Datenschutz oder so etwas ähnliches ist in Schweden weitestgehend unbekannt. Du hast nur die Autonummer und willst wissen, wer der Halter ist? kein Problem. SMS mit Nummernschild ans Schwedische Strassenverkehrsamt(Vägverket-http://www.vv.se/) und schon erfährst Du Adresse, Name und Telefonnummer des Halters. Fast alle amtlichen Dokumente sind einsehbar. Egal was die Kommune oder das Ministerium verzapft hat, Akteneinsicht ist kein Problem, sondern gehört hier zu den Grundrechten. Dass dieses dann auch die Steuererklärung o.ä. btrifft, ist eine andere Seite.
Als Ausländer kann man auch in Schweden so seine Probleme haben, zumal, wenn man sich nicht oder sehr wenig um die Sprache und die Eigenheiten des Landes bemüht. Das merken die Schweden sehr schnell und schotten sich dann regelrecht ab.
Als erste benötigt man in Schweden eine Postanschrift. Mit dieser kann dann beim Skatteverket die Personnummer beantragt werden. Ohne die geht hier so gut wie gar nichts. Egal, ob man einen Telefonanschluß haben will, Arbeit sucht oder mit den Behörden kommuniziert. Die Personnummer ist wichtigster Bestandteil.
Kindergarten und Krippe (dagis-abgeleitet von daghem) sind in ganz Skandinavien, so auch in Schweden, von guter Qualität und für jedes Kind ein "Muss"(keine Pflicht!). Man zahlt ca. 100-150 €/mtl. für das erste Kind. Jedes weitere ist frei. Sportplätze, Freizeiteinrichtungen u.ä. gibt es in jedem Dorf. Die Schweden sind ein recht sportliches Volk. Die Anlagen sind fast ausnahmslos in gutem Zustand und werden von der Gemeinschaft gepflegt(hieran bemisst sich u.a. der Steuersatz für die Kommune, in der man lebt). Das Erziehungsgeld gibt es in Schweden so nicht. Hier erhält man für ein Jahr 60% des letzten Nettogehaltes. 3 Monate dieser Elternzeit muß der Vater zu Hause verbringen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Ihn dafür Freizustellen (was hier auch gängig gemacht wird). Nimmt der Mann diese 3 Monate nicht, wird die Unterstützung um 3 Monate gekürzt. zum Ende hin reduziert sich der Satz von 60%, um einen Anreiz zur Wiederaufnahme der Beschäftigung zu geben. Der Transport von und zur Schule ist kostenlos, ebenso Schulmaterialien. In den Schulen wird eine warme Mahlzeit bereitet, wofür die Eltern zuzahlen (einen Teil trägt der Staat). Die Klassenstärke beträgt im Schnitt 15 Schüler. Das kann aber von unter 10 bis über 20 variieren. In stark ländlichen Gebieten gibt es gar mehrere Klassen in einem Unterrichtsraum.
Zum Abschluß noch ein Tip für die Berufe: In Schweden ist Hochschulbildung verbreitet. Der Staat tut auch viel für die Erwachsenenbildung, um die Leute in Lohn und Brot zu halten. Versteift euch nicht auf die Diplome, zumal diese auch erst anerkannt werden müssen. Im Baubereich ist das nicht so schwierig, hier ist allerdings die Nähe zu einer grösseren Stadt vorteilhaft. Der pädagogische Bereich ist stark gefragt, aber öffentlich und damit von der (teilweise sehr mangelhaften) Kassenlage der jeweiligen Kommune abhängig. In Kalmar z.B. werden Lehrer und pädagog. Fachkräfte umworben (ich habe hier schon Anzeigen in deutschen Touristenbroschüren gelesen, die gezielt deutsche Lehrer anzuwerben versuchte). In anderen Gebieten würde man diese vielleicht gern einstellen, hat aber eben kein Geld. Eine wesentliche Voraussetzung ist aber, dass man Schwedisch sehr gut und Englisch zumindest gut beherrscht. In Uppsala gibt es z.B. das sog. "Uppsala International Summer Session" (http://www.uiss.org/) über 2 - 8 Wochen an der Uppsala universitetet (http://www.uu.se/). Dort kann man gut sein englisch vertiefen, aber natürlich auch sehr gut schwedisch lernen und gleich anwenden.
Ich hoffe, das war ein Einstieg. Wie gesagt, vertiefen kann man das Thema noch unendlich.
Noch ein Tip: In Deutschland läuft oft etwas über Auswanderer nach Skandinavien im TV. Auch hier kann man schon viele Informationen beziehen (wenn auch mit Vorsicht zu geniessen). Oder geht mal zu einem Sprachkurs an die VHS mit einem/einer schwedischen Muttersprachler/-in. Auch dort bekommt man mit etwas Glück einiges an Information.
Viel Erfolg!
Re: Neue Chance in Schweden ? Auswandern mit Familie
Hallo Juliane,
dem ausgesprochen ausführlichen und guten Betrag von sverige-älg ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Da meine Frau und ich selbst im pädagogischen Bereichen arbeiten, vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Meine Frau arbeitet im Elementarbereich und hatte wenig Schwierigkeiten, schnell einen Job zu finden. Das war aber, glaube ich, auch viel Glück. Ich komme aus der Jugendhilfe und da ist es schon sehr viel schwieriger, eine geeignete Stelle zu finden. Ich weiß nicht, welches Fachgebiet du hast, aber einige Dinge sind hier etwas anders strukturiert als in Deutschland. Insbesondere der sonderpädagogische Bereich ist hier anders, hier läuft sehr viel in Richtung individuelle Betreuung und Integration in Schule und am Arbeitsplatz.
Je nachdem, welcher Bereich für dich in Frage kommt, kannst du selbst unter http://www.ams.se nachsehen:
Jugendhilfe/Erwachsenenhilfe (Drogen-/Alkoholmissbrauch) teilweise auch Behindertenarbeit:
Behandlingsassistent
Elementarbereich: förskollärare
Krippe/Schule: fritidspedagog
Behinderten/Altenpflege (jedoch mehr pflegerisch) personlig assistent
Häufig arbeiten im sozialen Bereich auch Krankenschwestern/-pfleger (sjuksköterska)
Die Grenzen zwischen den einzelnen Berufen sind nicht immer genau zu ziehen, es gibt auch noch andere Berufe im sozialen Bereich, aber die aufgeführten sind die am häufigsten gesuchten. Die Städte und Kommunen haben auf ihren Internetseiten auch immer ein Kategorien „lediga platser"o.ä. Dort lohnt es sich auch reinzuschauen, weil, genau wie in D, viele Einrichtungen von der Stadt betrieben werden.
Ein absolute Muss ist, dass man die Sprache beherrscht. Wir arbeiten mit Menschen und können uns in erster Linie nur über die Sprache verständigen. Das Berichtswesen und Gespräche mit Vorgesetzten und Leuten von der öffentlichen Verwaltungen sind hier sehr viel ausgeprägter.
Der Arbeitsmarkt ist zumindest in der Region, wo ich lebe, sehr dürftig. Die Kommunen sind pleite; gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Lehrerin einer Volkshochschule, die beklagte, dass öffentliche Mittel immer mehr runtergeschraubt werden und sie nicht wissen, wie sie ihre Projekte weiterfinanzieren solle.
Das Gehaltsniveau, was wir in Deutschland haben, ist in Schweden (viel) geringer. Kindergeld gibt es auch für Ausländer, zur Zeit sind es 900:- Kronen pro Kind. In unserer Kommun zahlen wir aber sehr viel weniger Kindergartenbeitrag, als sverige-älg angegeben hat. Aber, wie gesagt, das variiert. Die ausgesprochen gute Kinderbetreuung in Schweden bedeutet aber auch, dass viele Familie nach kurzer Zeit ihre Kinder in die dagis bringen und beide Partner vollzeit arbeiten. (Die meisten dagis haben Betreuungsangebot von 12 Stunden täglich). Da das Gehaltsniveau niedrig ist, sind die meisten auch auf zwei Gehälter angewiesen.
Das zum Schluss: Die Schweden klatschen nicht unbedingt vor Freude in die Hände, wenn ein
Deutscher sein Interesse anmeldet, in ihrem Land leben und arbeiten zu wollen. Man muss sich seiner Sache sicher sein und einkalkulieren, dass die erste Zeit anstrengend wird. Ein guter Bekannter in Schweden sagte neulich zu mir: „Wir Schweden haben immer am Rand Europas gelebt und sind deshalb etwas misstrauisch gegenüber anderen Kulturen. Deshalb suchen wir lieben unseresgleichen als irgendetwas anderes auszuprobieren."
Hört sich vielleicht etwas ernüchternd an, sollte aber jenseits der Träume auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Ich wünsch euch viel Glück!
dem ausgesprochen ausführlichen und guten Betrag von sverige-älg ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Da meine Frau und ich selbst im pädagogischen Bereichen arbeiten, vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Meine Frau arbeitet im Elementarbereich und hatte wenig Schwierigkeiten, schnell einen Job zu finden. Das war aber, glaube ich, auch viel Glück. Ich komme aus der Jugendhilfe und da ist es schon sehr viel schwieriger, eine geeignete Stelle zu finden. Ich weiß nicht, welches Fachgebiet du hast, aber einige Dinge sind hier etwas anders strukturiert als in Deutschland. Insbesondere der sonderpädagogische Bereich ist hier anders, hier läuft sehr viel in Richtung individuelle Betreuung und Integration in Schule und am Arbeitsplatz.
Je nachdem, welcher Bereich für dich in Frage kommt, kannst du selbst unter http://www.ams.se nachsehen:
Jugendhilfe/Erwachsenenhilfe (Drogen-/Alkoholmissbrauch) teilweise auch Behindertenarbeit:
Behandlingsassistent
Elementarbereich: förskollärare
Krippe/Schule: fritidspedagog
Behinderten/Altenpflege (jedoch mehr pflegerisch) personlig assistent
Häufig arbeiten im sozialen Bereich auch Krankenschwestern/-pfleger (sjuksköterska)
Die Grenzen zwischen den einzelnen Berufen sind nicht immer genau zu ziehen, es gibt auch noch andere Berufe im sozialen Bereich, aber die aufgeführten sind die am häufigsten gesuchten. Die Städte und Kommunen haben auf ihren Internetseiten auch immer ein Kategorien „lediga platser"o.ä. Dort lohnt es sich auch reinzuschauen, weil, genau wie in D, viele Einrichtungen von der Stadt betrieben werden.
Ein absolute Muss ist, dass man die Sprache beherrscht. Wir arbeiten mit Menschen und können uns in erster Linie nur über die Sprache verständigen. Das Berichtswesen und Gespräche mit Vorgesetzten und Leuten von der öffentlichen Verwaltungen sind hier sehr viel ausgeprägter.
Der Arbeitsmarkt ist zumindest in der Region, wo ich lebe, sehr dürftig. Die Kommunen sind pleite; gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Lehrerin einer Volkshochschule, die beklagte, dass öffentliche Mittel immer mehr runtergeschraubt werden und sie nicht wissen, wie sie ihre Projekte weiterfinanzieren solle.
Das Gehaltsniveau, was wir in Deutschland haben, ist in Schweden (viel) geringer. Kindergeld gibt es auch für Ausländer, zur Zeit sind es 900:- Kronen pro Kind. In unserer Kommun zahlen wir aber sehr viel weniger Kindergartenbeitrag, als sverige-älg angegeben hat. Aber, wie gesagt, das variiert. Die ausgesprochen gute Kinderbetreuung in Schweden bedeutet aber auch, dass viele Familie nach kurzer Zeit ihre Kinder in die dagis bringen und beide Partner vollzeit arbeiten. (Die meisten dagis haben Betreuungsangebot von 12 Stunden täglich). Da das Gehaltsniveau niedrig ist, sind die meisten auch auf zwei Gehälter angewiesen.
Das zum Schluss: Die Schweden klatschen nicht unbedingt vor Freude in die Hände, wenn ein
Deutscher sein Interesse anmeldet, in ihrem Land leben und arbeiten zu wollen. Man muss sich seiner Sache sicher sein und einkalkulieren, dass die erste Zeit anstrengend wird. Ein guter Bekannter in Schweden sagte neulich zu mir: „Wir Schweden haben immer am Rand Europas gelebt und sind deshalb etwas misstrauisch gegenüber anderen Kulturen. Deshalb suchen wir lieben unseresgleichen als irgendetwas anderes auszuprobieren."
Hört sich vielleicht etwas ernüchternd an, sollte aber jenseits der Träume auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Ich wünsch euch viel Glück!