Mehr Druck auf Arbeitslose

Hier diskutieren wir Nachrichten aus und über Schweden. Alles was neu & interessant ist! Von Dagens Nyheter, Svenska Dagbladet, Expressen u.a.
Link zum Portal: https://www.schwedentor.de/land-leute/a ... achrichten
Benutzeravatar
svenska-nyheter
-bot-
Beiträge: 16249
Registriert: 9. Juli 1998 18:00

Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von svenska-nyheter »

Wer in Schweden arbeitslos ist, dem stehen bald noch schwerere Zeiten bevor als bisher. Die Regierung plant weitere schmerzliche Einschnitte in dem ohnehin seit geraumer Zeit nicht gerade großzügigen System. Heute hat die Regierung dem Reichstag einen entsprechenden Vorschlag präsentiert.
(Mit freundlicher Genehmigung von Radio Schweden)

Benutzeravatar
xcycler
Aktives Mitglied
Aktives Mitglied
Beiträge: 70
Registriert: 10. Oktober 2006 17:18
Schwedisch-Kenntnisse: Grundkenntnisse

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von xcycler »

Das zeigt es doch ganz genau:

Die (harte) Realität ist in Schweden also auch nicht besser als bei uns in Deutschland. (besonders im Hinblick darauf, wie rosarot und verklärt die Sicht in den ganzen Auswanderungssoaps gezeigt wird)

Benutzeravatar
Skogstroll
Schweden Guru
Schweden Guru
Beiträge: 1388
Registriert: 30. August 2006 12:42

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von Skogstroll »

Um es etwas zu konkretisieren:
Arbeitslosengeld gibt es nur noch 300 Tage lang, und schon ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit kann es dem Arbeitslosen zugemutet werden, zur Aufnahme einer Arbeit umzuziehen oder seinen Beruf zu wechseln. Wer freilich einen Maurer als Koch anstellen soll, bleibt offen.

Skogstroll

P.S.: Ob das programm hier wohl "Kåda IV" heisst?

Peter i Klackbua

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von Peter i Klackbua »

KådaIV - Herrlich! :D

Naja - jedenfalls ist das Problem nicht ausnahmslos "deutsch". Wir haben ja doch inzwischen so etwas wie einen europäischen Standort was die wesentlichen organisatorischen Fragen anbelangt.

So gesehen finde ich das Getue über die Auswanderei im Kern vollkommen überholt. Manche Leute tun wirklich so als würden wir das Jahr 1977 und nicht 2007 schreiben...
Wenn man wo ein entsprechend attraktives Angebot gemacht bekommt - geht man da halt hin. Punktum. Das ist längst europäische Normalität.

Die mediale Auswanderspielerei übersieht doch den entscheidenden Punkt: Die konkrete Arbeit - den konkreten Lohn - den konkreten Arbeitsmarkt.
Auswanderer ist nun mal kein Beruf... scheint aber egal zu sein. :D

nobse

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von nobse »

Die Masse der Auswanderer sind doch die jungendlichen. Sie wurden ja schon als "Auswanderer " bezeichnet ,als sie massenhaft in die "Alten Bundesländer " zogen . Eben wie du sagst ,der Arbeit nach. Unsere Generation ist doch noch etwas sesshafter , aber wie schlimm muss es dann eigentlich um Deuschland stehen ,wenn viele der Generation zwische 45 und 65 sich mit diesem Gedanken tragen und es verwirklichen.
In dem Alter sind es eigentlich keine Hirngespinste mehr und haben auch nichts mit Abenteuerlust ,Pioniergeist oder Aussteigertum zu tun. Es muß doch etwas anders sein, wenn auf der Scholle ,auf der man geboren wurde ,nicht mehr leben , oder sogar nicht einmal begraben sein will.

Peter i Klackbua

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von Peter i Klackbua »

Hmm. Stimmt und stimmt auch wieder nicht.

Gerade in Schweden habe ich viele Jugendliche (im Freundeskreis) kennen gelernt, die eine Stelle in GB oder IRL der Arbeitslosigkeit daheim vorgezogen haben. Allerdings immer mit folgendem "Nebensatz": "Dort kann ich Erfahrungen sammeln, die mir später im Inland helfen einen (besseren) Job zu finden".

Diese Einstellung ist 100% richtig und auch logisch. Den jungen Schweden ist einerseits klar, dass sie als Ausländer im Ausland nicht die gleichen Aufstiegschancen haben wie im Inland (und das obwohl sie meist weit besser Englisch sprechen als vergleichbare Jugendliche aus D.)
Sie sehen den Job im Ausland als bezahlte Weiterbildung.
Ein erfolgreiches Prinzip das mit der "Walz" im Handwerk sogar beste Tradition ist.

Lernen kann man wirklich hervorragend im Ausland - aber von dem erlernten Wissensvorsprung profitieren kann man besser im Inland - weil man im Inland kommunikativ effektiver verwurzelt ist.

Ein Zimmerer-Geselle kann z.B. in Schweden sehr viel über Holzhausbau lernen. Zugleich könnte er in Schweden allenfalls als einfacher Angestellter auf dem Arbeitsmarkt Tritt fassen. In Deutschland weis er hingegen viel mehr als sein weniger reiselustiger deutscher Kollege - ist also bei großen Firmen später als Meister eine Kraft die sich beim Vorstellungsgespräch mühelos gegen alle Mitbewerber durchsetzen kann - nach ein paar Jahren einen schönen Schreibtisch in der Firmenleitung hat - und nicht mehr durch die Sägespäne wühlen muss. Eine Führungskraft muss nämlich nicht nur fachlich 100% fit sein - sie muss immer auch direkt am Kunden arbeiten - mit einem Kunden von dem man wissen muss wie er tickt. Um das zu lernen bräuchte ein Ausländer viele viele Jahre...

Auswandern als echte Chance? Mag es sicher in Einzelfällen geben - aber wir sind einfach raus aus einer Zeit in der der Typ "Äremel Hochkrempeln" noch was werden kann. Ja früher konnte man nach USA auswandern und dort eine Farm gründen, Holz fällen oder in einer Fabrik arbeiten - und erreichte mit all dem einen höherren Lebensstandard als in der alten Heimat jemals möglich gewesen wäre.
Heute muss man als Deutscher natürlich einen ganz anderen in der Heimat erreichbaren Lebensstandard gegenrechnen.
Eine Rechnung die 1945 noch aufgegangen sein mag - geht im Jahre 2007 vielleicht nicht mehr auf.

Also ich habe deshalb schon häufig das Gefühl es beim Stichwort Auswandern häufig mit "Spinnern" oder "Träumern" zu tun zu haben.

Die Frage ist ja nicht - Wie kann man sich als Junger eine Weile ordentlich über Wasser halten (mit Arbeit immer!) - sondern wie steht man als alt gewordener "Junger" dann einmal da.
Mitunter habe ich da schon das Gefühl dass im Osten Deutschlands ein ganz guter Nährboden für "Illusionisten" ist. Vor der Wende - während der Wende - und jetzt auch lange lange nach der Wende...

jörgT
Schweden Guru
Schweden Guru
Beiträge: 1949
Registriert: 14. Oktober 2006 15:48
Schwedisch-Kenntnisse: fließend
Lebensmittelpunkt: Schweden

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von jörgT »

Leider stimmen Deine Erfahrungen absolut nicht mit meinen eigenen überein - aber das macht schliesslich nichts.
Offenbar fällt es schwer zu akzeptieren, dass es machen Menschen nicht nur um Karriere und "einen schönen Schreibtisch in der Firmenleitung" geht. Vielleicht bist Du als Österreicher auch von der deutsch-deutschen Problematik zu weit entfernt ...
Lass´uns aber dieses leidige Thema nicht hier im Schweden-Forum
ausdiskutieren!
Ich habe jedenfalls genügend Menschen kennengelernt, die aus sehr handfesten Gründen und mit klaren Zielen ausgewandert und jetzt zumindest glücklich sind!
Jörg :roll:

nobse

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von nobse »

ich habe noch mal nachgesehen,aber ich muß mal fragen, wen meinst du mit Österreicher ,oder ist das ein neues Schlagwort?

Peter i Klackbua

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von Peter i Klackbua »

@JörgT

Ich wollte auch keineswegs verallgemeinern - Natürlich gibt es Leute mit vernünftigen und handfesten Argumenten/Gründen - die dürfen sogar sehr subjektiv sein und brauchen sich nicht mit meinen Vorstellungen zu decken.

Ich wehre mich ja nicht gegen Auswandern - sondern nur gegen die Vorstellungen mit denen manche Leute da herangehen. "Keine richtige Ausbildung? - kein Job? Auwandern hilft!"
Da kann ich nur sagen: Das geht schief!

Ich sag ja noch nicht mal was wenn ein Schwedenfreak beim Auswandern es in Kauf nimmt ein paar Gehaltsstufen weiter unten anzukommen - Schweden ist ja wirklich schön... Lebensqualität und so. Aber so ein Schwedenfreak weis sicher worauf er sich einläßt. Er spricht die Sprache - kennt das Land und das Klima und die Mentalität - und trifft somit eine tragfähige Entscheidung - die sich natürlich nicht zwangsläufig in Krone und Öre oder Karriereschritten rechnen muss.

Aber trotzdem - wenn ich mit z.B. 30 auswandere und im Land als Ausländer nicht die gleichen Karrierechancen vorfinde - dann bin ich mit recht hoher Wahrscheinlichkeit einmal ein finanziell ziemlich schlecht gestellter Rentner.
Und gerade in Berufen die körperlich "ran nehmen" ist es doch wirklich wichtig bis zu den Jahren wo die Zipperlein kommen aus den härtesten Arbeitsbedingungen raus zu sein.
Mit 20 Jahren haut niemanden etwas um - mit 30 kann man auch noch hinklotzen dass der Staub nur so fliegt (und ist auf dem Arbeitsmarkt auch entsprechend gesucht - auch weil familiäre ungebunden und so...) Aber jenseits der 40 geht´s dann langsam körperlich bergab. Da will man dann schon langsam selbst entscheiden können ob man sich ständig die härtesten Aufgaben selber auferlegt... oder ob man lieber etwas mehr mit dem Kopf arbeitet. Aber wenn Jemand dann nicht "Kopfarbeit" verreichten kan - dann steht er plötzlich auf der Straße. Weil es nämlich dann Jüngere gibt die härter ranklotzen können...

Ich denke vor allem dieser Aspekt ist vielen Jüngeren "Spontanos" absolut nicht klar.


@nobse
Ich bin nach Österreich ausgewandert - aber trotzdem ein Hardcore-Schwedenfan. :D

In meiner Nachbarschaft (8 Häuser) wohnen 3 Familien die aus Deutschland kommen - davon die Hälfte aus den neuen Ländern. Alle mit Ausbildung - die ohne Ausbildung wohnen wo anderes - dort wo ich nicht wohnen wollen würde... und die kommen meist aus Ex-JU, Kurdistan oder sonstwoher... Tolle Leute - die auch richtig ranklotzen können und auf die ich nichts schlechtes kommen lasse.

nobse

Re: Mehr Druck auf Arbeitslose

Beitrag von nobse »

Danke für die Erklärung mit Östereich -dachte schon ich hätte die Welt verpennt.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema